Alarm in der Akademie

Rund 20 israelsolidarische Studierende fanden sich vorige Woche an der Universität Hamburg ein, um gegen den Vortrag des Journalisten Martin Lejeune zu protestieren. Dieser hatte während des jüngsten Gaza-Kriegs Hamas-freundliche Artikel aus Gaza-Stadt geschrieben und Verständnis für die Hinrichtung von »Kollaborateuren« durch die Islamisten bekundet. Ein Flugblatt kritisierte neben Lejeune auch die Beteiligung des Asien-Afrika-Instituts (AAI) und die dort ansässigen Islamwissenschaften. Eine am Protest beteiligte Islamwissenschaftsstudentin bemängelte die eindimensionale, antisemitische Klischees bedienende Darstellung des Vorderen Orients seitens vieler Lehrender. Zwar hatte der »Arbeitskreis kritische Studierende am AAI« gefordert, die Veranstaltung mit dem »Hamas-Pressesprecher« abzusagen, das Institut sah dazu aber keinen Grund. Auch das Präsidium wollte keine »wissenschaftlichen Veranstaltungen« zensieren. Institutssprecher Kai Vogelsang sagte dem Hamburger Abendblatt, erstens gebe es den Arbeitskreis nicht und zweitens sei er suspekt. Einig mit Lejeune waren die zahlreich erschienenen Gäste. Einige ältere Zuhörer wollten mit den Protestierenden übers Völkerrecht diskutieren und wissen, ob man jemanden von der Hamas persönlich kenne oder mal in Gaza war – weil man den Nahost-Konflikt sonst kaum beurteilen könne. Kurz nach Beginn des Vortrags ertönte der Feueralarm im Gebäude und unterbrach Lejeune für eine Viertelstunde. Eine eifrig herbeitelefonierte Gruppe Jugendlicher stellte den bereits abgezogenen Studierenden noch ein paar hundert Meter nach, kehrte dann aber um. Ein Facebookfreund Lejeunes mutmaßte, der Feueralarm hinge damit zusammen, dass die Universität im »Bezirk der Juden« liege. Hort der Kritik oder gar des Zionismus ist sie trotzdem nicht. Dass Lejeunes Propaganda hier Platz fand, verdeutlicht einmal mehr die Salonfähigkeit von Islam-Apologie und Antizionismus, gerade auch im akademischen Milieu.