Das ist Kanon

Fan-Sein ist ja etwas schrecklich Schmerzhaftes, ein einziges Tal der Tränen und enttäuschter Erwartungen, das geographisch auch nicht allzu weit von den Steilküsten der unglücklichen Verliebtheit entfernt ist. Gänzlich paradox ist es aber, Star-Wars-Fan zu sein – denn es gab da nie etwas Echtes, irgendeine Hoffnung, die hätte verraten werden können. Das ganze Genre ist ja schon Verrat, und häuft seither nur Verrat auf Verrat. Eine zusammengeklaubte Geschichte, einzig zu dem Zweck erdacht, Spielzeug zu verkaufen, wird ein paar Jahrzehnte später aufs Neue vermarktet, mit einigen bunten Fetzen mehr, die auf bunte Fetzen genäht werden, und jetzt, da der siebte Teil der Serie am Horizont leuchtet, wiederholt sich das Muster. Und der Fan? Schreit immer noch »Verrat«, fürchtet angesichts des neuen Regisseurs gar eine Kommerzialisierung (ha!) und, schlimmer noch, eine Verletzung des Kanons, also ein Sakrileg.
Der Star-Wars-Kanon wird strenger gehütet und gewartet als der katholische Katechismus, Tausende pflegen im Internet die Reinheit der Lehre, als könnte ein einzelner Federstrich der grundkorrupten Star-Wars-Macher nicht jederzeit wieder alles über den Haufen werfen, weil eben ein neues Spielzeug auf den Markt geschafft werden muss.
Von dem neuen Star-Wars-Film ist nichts, buchstäblich nichts zu erwarten; er wird der reinste und sinnloseste Ausdruck von Kapitalisierung sein, den es gibt, und hierin absolut zeitgemäß. Wenn der Kapitalismus gezeigt hat, dass hinter allen menschlichen Beziehungen in Wahrheit nur Geld und Arbeit stecken, dann zeigt Star Wars, dass hinter jedem Mythos nichts als blanke Werbung steht. Man darf sich daher auf den Film freuen – das Geschrei der Fans hinterher wird von nie dagewesener Schönheit sein.