Die Vorleser

Book Buddys. Wer sich nicht als Book Buddy bewirbt, hat einen Trend aus den USA verpennt, der auch hierzulande Schule machen soll. Book Buddy geht so: Man schnappt sich ein paar Bücher und macht sich auf den Weg zum Tierheim, um dort besonders hilflosen, weil schwer vermittelbaren Katzen daraus vorzulesen. Denn so mancher Katze wurde übel mitgespielt, das Vorlesen soll den Tieren dabei helfen, Vertrauen in den Menschen zu fassen. Wobei natürlich die Wahl der Literatur eine Rolle spielt. »Katz und Maus« von Günter Grass vielleicht? Nein, das macht die Katze misstrauisch. Außerdem soll sie etwas lernen. Und man selbst auch. Also wird es aus dem Regal geholt, »Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie«, ein typisches Katzenbuch. Wenn das Tier dann einschläft, ist das ein Zeichen von Vertrauen und Zustimmung. »Vor allem für Kinder mit Vorleseängsten oder Leseschwierigkeiten sind Katzen geeignete ›Zuhörer‹«, schreibt Volunation, das »Expertenportal für Freiwilligenarbeit«.    oko
Ausgesaugt
Sir Christopher Lee. Jüngere Kinogänger werden ihn vermutlich als richtig bösen Zauberer Saruman aus Peter Jacksons »Herr der Ringe« kennen. Seine wichtigste Rolle aber, mit der er lebenslang identifiziert wurde, war die vermutlich böseste Filmfigur überhaupt: Der Fürst der Finsternis, Graf Dracula. Lees Darstellung in den stilbildenden Horrorfilmen der Londoner Hammer-Studios prägt das Bild des Karpaten-Blutsaugers bis heute, er gab ihm unheimliche Grazie und sexuelle Abgründigkeit zugleich. Der in hohem Alter geadelte Lee allerdings wehrte sich verständlicherweise stets gegen diese Festlegung auf die Rolle seines Lebens, hatte der ausgebildete Opernsänger doch viele Talente: Besonders sticht da die für einen Mann des Jahrgangs 1922 höchst untypische Neigung zum Heavy Metal heraus. Lee wirkte unter anderem auf verschiedenen Alben der Bands Manowar und Rhapsody Of Fire mit und durfte sich als ältester Metal-Sänger der Welt feiern lassen. Christopher Lee ist vergangene Woche in London gestorben.   uk
Werbe- und Gefechtsmaterial
Bundeswehr. 60 Jahre alt wurde sie am vergangenen Wochenende – und lud anlässlich ihres Geburtstags zum ersten »Tag der Bundeswehr«. 15 Standorte waren beteiligt, es gab Panzer zu bestaunen, Hubschrauber und allerlei weiteres Gefechtsmaterial. Verteidigungsmi­nisterin Ursula von der Leyen (CDU) beteuerte: »Auf diese Truppe können wir uns felsenfest verlassen.« Die Leistungsschau lockte Tausende Besucher an, die zuvor womöglich noch nicht über die Werbeung für die Bundeswehr in Medien, an Universitäten und Schulen gestolpert waren. Aber auch Kritiker erschienen. In Flensburg kletterten vier als Piraten verkleidete Pazifisten in der Takelage des Segelschulschiffs Gorch Fock herum, hissten eine Totenkopfflagge mit zerbrochenen Gewehren und hängten in 20 Metern Höhe ein Transparent mit der Aufschrift »War starts here« auf, die zugleich der Titel einer europaweiten Kampagne ist. In Fritzlar bildeten Bundeswehrgegner eine Buchstabenkette mit der Botschaft »Kein Werben fürs Sterben«.   oko
Unstillbarer Hunger
Jurassic World. Gerade wenn man denkt, dass es einfallsloser nicht werden kann und sich fragt, wer sich das bitteschön noch ansehen soll, da stellt sich heraus, dass die Unterhaltungsstrategen doch wieder alles richtig gemacht haben: »Jurassic World« hat den kommerziell erfolgreichsten Filmstart der Geschichte hingelegt und am Auftaktwochenende in den Kinos weltweit mehr als 500 Millionen Dollar eingespielt. In den USA waren 39 Prozent der Zuschauer noch keine 25 Jahre alt und haben somit all das Gewese, die ganze Dino-Manie, die mit dem ersten Teil der Reihe einsetzte, nicht miterlebt. Das war übrigens 1993. Für die Älteren dürfte »Jurassic World«, der auch als Hommage an das Kino der frühen neunziger Jahre gesehen werden kann, eine Zeitreise in vielerlei Hinsicht sein.   oko