Treckerskandal III

Nein, Onlineumfragen sind nicht das Äquivalent zur Klickstrecke, also eine prima Möglichkeit, mit eher nicht vorhandenem Inhalt für massenhaft Besuch auf einer Website zu sorgen. Sie sind viel dusseliger, denn sie rufen die Leser beziehungsweise Leserähnlichen auf den Plan, die solche Votings als die große Möglichkeit sehen, endlich mal das zu sagen, was sie sonst nirgendwo sagen dürfen – also außer auf mangelhaft moderierten Leserkommentar-Spalten, in Blogs, Foren und diversen sozialen Medien – und denen da oben beziehungsweise den USA und Israel den üblichen Unfug zu unterstellen.
Dass nun ausgerechnet der Medien-Branchendienst Kress auf die Idee kam, eine Umfrage zu machen, in der User darüber abstimmen sollten, welche Journalisten »starke Marken« sind, ist dann doch erstaunlich. Hätte man sich ja vielleicht denken können, dass die üblichen Verdächtigen diese wundervolle Gelegenheit, Verschwörungstheoretiker und Ähnliche zu Supermarken zu erklären, nicht ungenutzt verstreichen lassen würden. Es ist ein Elend.
Aber egal, wir waren ja eigentlich beim Thema Treckerskandal. Bei Ebay gibt es erstaunlich viele gebrauchte Treckerschlüssel im Angebot, für durchschnittlich acht Euro fuffzich, was die Frage aufwirft, warum Leute sich eigentlich die Mühe machen, welche zu klauen, statt sie einfach online zu bestellen. Aber was weiß man schon, wie Treckerschlüssel-Klauer so ticken, vielleicht ist es ein wildes und gefährliches Leben, das sie führen, und es ist ein ungeheurer und weithin unterschätzter Kick, sich in eine Scheune zu schleichen und dort in Windeseile alles abzusuchen, ohne vom bissigen Hofhund oder dem Bauern entdeckt zu werden – vielleicht kommt ja bald mal jemand auf die glorreiche Idee, eine große Online-Umfrage unter Traktorschlüssel-Kriminellen zu veranstalten?