Interview mit einem Dealer

El Chapo. Sein bürgerlicher Name lautet Joaquín Guzmán. Nach seinem spektakulären Gefängnisausbruch wurde der mexikanische Drogenboss »El Chapo« nun erneut gefasst; ihn erwartet jetzt vermutlich die Auslieferung in die USA. Noch während seiner Flucht hatte er dem Schauspieler Sean Penn ein Interview gegeben. Der Rolling Stone veröffentlichte online einen Bericht von Penn. Gut möglich, dass seine Geltungssucht Guzmán zum Verhängnis wurde. Generalstaatsanwältin Arely Gómez erklärte, man sei dem Gesuchten auf die Spur gekommen, nachdem er Schauspielerinnen und Produzenten kontaktiert habe, um über ein geplantes Bio-Pic zu verhandeln. Dokumentiert wurde das Treffen von Penn und Guzmán auf einem Foto. Beide reichen einander wie Staatsmänner die Hand. Guzmán war im Juli durch einen Tunnel aus seinem Hochsicherheitsgefängnis geflohen. Penn erklärte, der Drogenboss habe für den Tunnelbau eigens Ingenieure angeheuert, die er auf eine dreimonatige Fortbildung nach Deutschland schickte.   her
Sexismus im Comic
Comicfestival Angoulême. »Das Festival mag Frauen, kann aber nicht die Comicgeschichte umschreiben«, versuchte sich Franck Bondoux herauszureden. Es gebe einfach zu wenige Zeichnerinnen, die für den Grand Prix geeignet seien, so der Geschäftsführer des renommiertesten Comicfestivals Europas, das Ende Januar im französischen Angou­lême stattfindet. Riad Sattouf ließ sich umgehend von der Liste streichen, als er erfuhr, dass keine Frau unter den Nominierten war. Joann Sfar, Daniel Clowes und Charles Burns folgten ihm. »Dreißig Namen, keine Frau darunter, das ist eine Ohrfeige für all jene, die dafür leben, Comics zu schaffen«, erklärte Sfar und unterstützte damit einen Boykottaufruf des »Kollektivs von Comic-Künstlerinnen gegen Sexismus«, dem Marjane Satrapi, Sarah Glidden, Julie Doucet und Florence Cestac angehören. Auf den Protest reagierte die Festivalleitung mit einer Regel­änderung: Der Gewinner oder die Gewinnerin soll jetzt über eine Abstimmung ermittelt werden, die Vorabnominierung entfällt.   je
Schweres Metall
Lemmy. Ehre, wem Ehre gebührt! So ließe sich die Online-Petition, die man bei change.org unterschreiben kann, charakterisieren. Es geht darum, möglichst viele Unterschriften dafür zu sammeln, dass eines der vier Ende vergangenen Jahres offiziell anerkannten, neuentdeckten Schwermetalle nach dem in der Weihnachtszeit gestorbenen Motörhead-Sänger Ian »Lemmy« Kilmister benannt wird. »Lemmium« soll das Metall in Zukunft heißen, das im Periodensystem der Elemente vom zuständigen Chemiker-Verband International Union of Pure and Applied Chemistry (Iupac) die Ordnungszahl 115 zugewiesen bekommen hat. Nicht nur liegt bei Lemmys musikalischem Vermächtnis der Bezug zu schwerem Metall wirklich nahe, auch der Bandname selbst hatte bestimmte chemische Erzeugnisse thematisiert: Die hatten Lemmy einstmals zwar einen Gefängnisaufenthalt eingebracht, aber auch sein Geräuschempfinden so geformt, dass er der Welt das größte musikalische Ungetüm der Rockgeschichte schenken konnte.   uk
Faustdusche
Tom Hardy. Schon nach »Bronson« wollte man es und nach »The Drop« und »Mad Max« noch viel mehr: mit Tom Hardy befreundet sein. Weil er ein so toller Schauspieler mit Mut zum Zahnschiefstand ist, und weil er, wenn er nicht gerade einen Bösewicht wie Bane in »Batman« spielt, diesen Hundeblick hat und man ihm gern zur Seite stehen möchte. Doch so, wie er austeilt, möchte man ihn nicht gegen sich haben. Niemand ist körperlicher, keiner prügelt sich mit mehr Hingabe. In »Legend« sogar mit sich selbst, trotzdem ist »The Revenant« der bessere Film. Auch weil er die Gelegenheit bietet, Leo DiCaprio mit Haaren zu sehen, die nicht zurückgeschleckt sind.   oko