Porträt - Der US-Waffenlobbyist Wayne LaPierre verbreitet rechte Verschwörungsideologie

Wildwest-Träume

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Eigentlich heißt er nur Wayne LaPierre, doch sein Revolverheldentum lässt an den Westernstar John Wayne denken. Am 14. Februar erschoss ein 19jähriger ehemaliger Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland 17 Menschen. Eine Woche später ging die größte Organisation der US-Waffenlobby, die National Rifle Association (NRA), in die Offensive. Ihr Geschäftsführer LaPierre nutzte die Conservative Political Action Conference, um ein flammendes Plädoyer für bewaffnete Sicherheitsdienste an Schulen zu halten. Seine Rede bediente das paranoide Weltbild der US-Rechten – da durften der liebe Gott und »das Böse unter uns« als Stichworte nicht fehlen. Das Gute seien die Werte Amerikas: freier Kapitalismus, Patriotismus, »Familie, Glaube, individuelle Verantwortung und Selbstbestimmung«. Das Böse sei der Sozialismus, finanziert durch Soros, Bloomberg und Steyer – ein kaum verhüllter Verweis auf eine Verschwörung vermeintlicher jüdischer Plutokraten. Die »politische Krankheit« von »europäischen Sozialisten« habe im vergangenen Jahrzehnt das Amerikanische zersetzt und könne die individuelle Freiheit zerstören. »Ihr solltet Angst haben«, so LaPierre, denn die »Opportunisten« nutzten Tragödien wie jenes Schulmassaker, um die staatliche Kontrolle auszuweiten. Massaker seien auf das Versagen der Schulsicherheit, der Familie, des Systems für psychische Gesundheit und des FBI zurückzuführen.

Vor Wahlen wetterte LaPierre stets gegen Kandidaten, die seiner Ansicht nach den zweiten Verfassungszusatz angreifen, der das Recht auf den Besitz von Waffen verbürge. Der verschwörungsideologische und konfrontative Ton ist nicht neu. Nun stellte LaPierre sein Engagement explizit in den Kontext des rechten Kulturkampfs. Donald Trump könne gegensteuern – der US-Präsident hat sich für die Bewaffnung von Lehrern ausgesprochen. LaPierre schloss seine Rede mit den Worten: »Um einen Bösen mit einer Waffe aufzuhalten, braucht man einen Guten mit einer Waffe.«

Tausende Schüler in den USA sehen das anders, sie demons­trierten für ein verschärftes Waffengesetz. Mitschüler und Angehörige der Opfer rufen für den 24. März zu einer Großdemonstration in Washington auf.