Trotz der Präsenz ausländischer Truppen gelangen den Jihadisten in Mali mehrere Angriffe auf Armeestützpunkte

Säbel im Schlamassel

Seite 2

Mit der Geduld am Ende scheint allerdings die Opposition in Mali zu sein. Am 8. und 15. November demonstrierten Anhänger der parlamentarischen ­Opposition, der unter anderem der bei den Wahlen 2013 und 2018 gegen Amtsinhaber Keïta gescheiterte Präsidentschaftskandidat Soumaïla Cissé angehört, gegen die Präsenz der französischen Armee und für eine bessere Ausstattung der malischen Streitkräfte für ihre Einsätze im Norden. An der zweiten Demonstration nahmen nach ­Angaben der Veranstalter 15 000 Menschen teil, die Polizei sprach von meh­reren Tausend.

Zu dieser Zeit verbreiteten sich in den sozialen Medien Aussagen des bekannten malischen Sängers Salif Keïta. Dieser behauptet in verschwörungstheoretischem Duktus, der in der Gesellschaft immer mehr Anklang findet, Frankreich gebe nur vor, die Jihadisten zu bekämpfen, um einen Vorwand für die dauerhafte Präsenz seiner Armee zu haben; in Wahrheit finanziere Frankreich die Jihadisten.

Auch zwischen den betroffenen Ländern gibt es Konflikte. Burkina Fasos Verteidigungsminister Moumina Chériff Sy warf in einem Brief vom 18. November seinem Amtskollegen in Mali vor, dessen Armee habe kurz zuvor bei ­einem grenzübergreifenden Einsatz die Souveränität Burkina Fasos verletzt und im Dorf Abaye Zivilisten misshandelt. Drei von diesen seien gestorben, einer, als ihn ein Panzerfahrzeug überrollt habe. Berichten örtlicher Medien vom 15. November zufolge beschwerte sich die burkinische Regierung zudem, dass ausländische Flugzeuge die Einsatzgebiete ihrer Armee sowie deren Basen überflogen hätten, und forderte, dass solche Flugbewegungen in Zukunft 48 Stunden vorher angekündigt werden; andernfalls würden die eindringenden Flugzeuge als feindlich eingestuft. ­Deren Herkunftsländer wurden nicht genannt, doch kommen wohl nur französische Kampfflugzeuge in Frage. Die Regierung Burkina Fasos hat die ­Berichte nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.

In einem Gastbeitrag für die Pariser Abendzeitung Le Monde mahnte der französische General Bruno Clément-Bollée, ein ehemaliger Berater des ­Außenministeriums, Frankreich müsse schnell seine Strategie überdenken. Um zu verhindern, dass der Sahel-Einsatz in einem bourbier (etwa: Schlamassel) ende und die örtliche Bevölkerung sich gegen ihn wende, müsse die frühere Kolonialmacht die wichtigsten militärischen Aufgaben örtlichen Kräften überlassen und dürfe nicht als Unterstützer korrupter Amtsträger ­erscheinen. Unterdessen hat die malische Regierung ihre Streitkräfte im November aus einem 50 Kilometer breiten Streifen an der Grenze zu Niger gänzlich in ausgebaute Stützpunkte zurückgezogen.