Die Zustände bei der Deutschen Bahn, Solidarität mit Streikenden und ein Lob der Faulheit

Homestory #26/23

Was »Jungle World«-Redakteuer:innen beim Bahnfahren so erleben.
Homestory Von

Es klingt verlockend: zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und eine notwendige Bahnfahrt mit Arbeit verbringen. Eine Kollegin aus dem Jungle World-Kollektiv meinte sogar, sie könne besser im Zug arbeiten als im Büro, eine andere ist gerne und regelmäßig im ICE von Berlin nach Hamburg tätig. Voraussetzung dafür ist freilich, dass die Bahnfahrt nicht zu lästig wird und der Zug zum Beispiel nicht stundenlang auf einer Brücke liegenbleibt.

So geschah es am Sonntag einem ICE in der Nähe von Halle an der Saale. Die Evakuierung des Zugs dauerte knapp vier Stunden – genug Zeit eigentlich, um all die E-Mails zu schreiben, die man schon eine Weile vor sich her geschoben hatte. Allerdings war der Strom und damit die Klimaanlage ausgefallen und die Türen durften lange nicht geöffnet werden. Keine idealen Arbeitsbedingungen also.

In den kommenden Wochen wird es bei der Bahn wohl zu einigen Streiks kommen – da sind wir bei der Jungle World natürlich schon aus Prinzip dafür.

Ein anderer Kollege war kürzlich nach München unterwegs und hatte mit einem sowieso schon überfüllten Zug zu kämpfen, in dem dann auch noch zwei Waggons geräumt werden mussten, weil die Belüftung ausgefallen war. Laute Schulklassen und die ständige Durchsage, dass alle, die stehen, den Zug verlassen müssen, machten das Arbeiten nicht gerade einfacher. Ebenfalls nicht ideal zum Arbeiten geeignet war der Flixbus, in dem ein Kollektivmitglied einige Monate nach Kriegsbeginn aus dem ukrainischen Lwiw nach Berlin zurückfuhr. Aber das W-Lan funktionierte durchgehend und Strom gab es auch, weshalb die lange Fahrt schon mal fürs Schreiben der Reportage genutzt werden konnte.

Bei der Deutschen Bahn darf man ja schon froh sein, wenn das Internet funktioniert und man nicht dazu aufgefordert wird, wegen Überfüllung den Zug zu verlassen. In den kommenden Wochen wird es bei der Bahn wohl außerdem zu einigen Streiks kommen – aber da sind wir bei der Jungle World natürlich aus Prinzip dafür.

Im Allgemeinen überwiegen bei uns die Bahnfans, auch das 49-Euro-Ticket wurde schon ausgiebig genutzt. Und wenn der Zug Verspätung hat, kann man ja die Zeit nutzen, um E-Mails zu schreiben – falls es W-Lan gibt –, oder noch besser, um auch mal gar nichts zu tun.