Bumms aus dem Berghain

Homestory #32/23

Auch das »Mensch Meier« droht dem Clubsterben zum Opfer zu fallen. Was bedeutet das für die »Jungle World«?

Die Krise der Berliner Clubs betrifft auch uns. »Oh je, weißt du da Genaueres? Wir hatten das ›Mensch Meier‹ doch wegen der Release-Party der Auslandsausgabe angefragt.« Schon vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass das Clubkollektiv plant, seinen Laden aufzugeben. »Getränkepreise im Einkauf, Mietkosten, Heizkosten, DJ-Gagen – alles ist viel teurer geworden. Deshalb müssen auch wir unsere Preise erhöhen«, sagt eine Mitarbeiterin dem Magazin Groove. »Wir sind an dem Punkt angelangt, wo unsere Mit­arbeiter nicht mehr zu unseren Partys gehen würden, weil sie zu teuer sind. Das ist für uns nicht akzeptabel und ein Grund, weshalb wir nicht mehr weitermachen möchten.«

Dass Clubs seit der Pandemie teurer geworden sind und die ­Besucherzahlen zurückgehen, lässt sich überall beobachten. Florian Hirsch vom Club ›About Blank‹ klagte in der Berliner Zeitung über Kostensteigerung in allen Bereichen, von der Schädlingsbekämpfung bis zum durchschnittlichen Toilettengang. Frank Quickstern vom ›Tresor‹ rechnet es vor: »Bis 2019 kostete jeder Besucher, der in der Nacht ein-, zweimal auf Toilette geht, etwa 70 Cent. Mit ­Seife, Handtuchpapier, Klopapier, Wasserverbrauch. Jetzt sind das 1,25 Euro.«

Mit einer für ihren glasklaren Sound bekannten Funktion-One-Anlage könnte es eine gute Gartenparty werden, die auch alle Nachbarn unterhalten würde, wofür sie sicher dankbar wären.

Wäre denn das Ende des ›Mensch Meier‹ ein Verlust für die Mit­arbeiter und Mitarbeiterinnen der Jungle World? »Für mich als Kreuzberger hatte der Club natürlich schon immer den Nachteil, am falschen Ende der Stadt zu liegen«, meint einer. »Aber ein ­großer Verlust für Berlins Nachtleben ist es schon, oder? Es gibt ja immer weniger solcher Läden, die einen gewissen linken Anspruch haben und nicht nur rein kommerzielle Fun-Stahlbäder sind.« Subkulturell habe die Jungle World und das ›Mensch Meier‹ aber auch oft einiges getrennt, merkt eine Mitarbeiterin an.

»Man kann das ­Inventar ankaufen«, schlägt eine Redakteurin vor und meldet gleich Interesse an der Funktion-One-Anlage an. Müssen wir die Release-Party dann doch in unseren Bürogarten verlegen? Mit der für ihren glasklaren Sound bekannten Anlage könnte das eine gute Gartenparty werden, die auch alle Nachbarn unterhalten würde, wofür sie sicher dankbar wären.

»Statt mich vor Funkwellen zu schützen, setze ich mich sauberen Schallwellen aus«, meint die Redakteurin und spielt damit auf den mittlerweile in Haft sitzenden Heinrich XIII. Prinz Reuß an, der sich einen vergoldeten Pavillon in den Garten seines Jagdschlosses ­gestellt hatte. Aluminiumkonstruktion und Quarzsand sollten den Reichsbürger vor Funkwellen abschirmen. Nun hat das Ordnungsamt des Saale-Orla-Kreises Ermittlungen gegen Reuß ein­geleitet, da für die Konstruktion die Baugenehmigung fehlte.

Ob wir unsere schwere Buddha-Statuette für ein paar Zen-Wellen in den Garten stellen sollten? Nein, auf keinen Fall, sagt eine Redakteurin, das sei ein Briefbeschwerer, für was anderes sei er nicht ­geeignet.