Burger gegen Pommes?

Homestory #43/23

Im Zusammenhang mit Hamas-Pogrom und Gazakrieg brechen mittlerweile sogar Konflikte im Konzern McDonald’s aus. Wann werden Appeaser die israelischen Filialen der Kette auffordern, ihre »Provokationen« zu unterlassen?
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Egal wo auf der Welt, der Hass gegen Juden bricht sich Bahn. Dass gewissermaßen als Kollateralschaden sogar Filialen von McDonald’s betroffen sind, könnte da fast als Randnotiz erscheinen. Der israelische Ableger der Fast-Food-Kette spendete nach dem Angriff der Hamas Tausende Mahlzeiten an Soldaten der Israel Defence Forces (IDF) – aber auch an die Polizei, Krankenhäuser und die Bevölkerung nahe dem Gaza-Streifen. Außerdem bekommen Soldaten beim Besuch einer Filiale 50 Prozent Nachlass, berichtete die Online-Zeitung Insider (früher Business Insider). In einem Posting teilte das Unternehmen zudem mit, dass es fünf Restaurants ausschließlich für die Bereitstellung von Hilfsgütern und Spenden an die Sicherheitskräfte eröffnet habe und täglich 4.000 Mahlzeiten an diese ausliefern wolle.

Der New York Times-Kolumnist Thomas Friedman hatte in den neunziger Jahren die berühmt gewordene Theorie aufgestellt, es habe noch nie ein Land mit McDo­nald’s-Filialen gegen ein anderes Land mit McDonald’s-Filialen Krieg geführt.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Auf X wurde zum Boykott von McDonald’s aufgerufen. Die Wut auf McDonald’s ließ sich offenbar leicht anfachen – das Unternehmen wird weltweit mit den USA assoziiert, und die USA unterstützen Israel. Im Libanon stehen US-amerikanische Fast-Food-Restaurants teils unter militärischem Schutz; insbesondere McDonald’s, seit die Unterstützung des israelischen Ablegers für die IDF bekannt wurde. Mindestens eine libanesische Filiale wurde seitdem angegriffen. Auch eine Filiale in Istanbul wurde von einem Mob, ausgestattet mit Palästina-Flaggen, auseinandergenommen.

Der New York Times-Kolumnist Thomas Friedman hatte in den aus heutiger Sicht so ruhigen neunziger Jahren die berühmt gewordene Theorie aufgestellt, es habe noch nie ein Land mit McDo­nald’s-Filialen gegen ein anderes Land mit McDonald’s-Filialen Krieg geführt. Das demonstriere die friedenbringende Wirkung der von den USA angeführten Globalisierung. Nicht erst durch Russlands Krieg gegen die Ukraine wurde diese These widerlegt.

Inzwischen brechen sogar Konflikte im Konzern McDonald’s selbst aus: McDonald’s Libanon teilte mit, dass die Positionen von Franchisenehmern in anderen Ländern in keiner Weise die Standpunkte von McDonald’s Libanon wiedergäben und man nicht an den Aktionen von Filialen außerhalb des Landes beteiligt sei. Man sei mit seiner eigenen Bevölkerung solidarisch.

Auch McDonald’s Türkei distanzierte sich von McDonald’s Israel und kündigte an, eine Millionen US-Dollar an die Menschen in Gaza zu spenden. Gemäß der Logik der medialen Bearbeitung des Israel-Palästina-Konflikts in Deutschland müssten nun wohl besorgte Beobachter vor einem drohenden »Flächenbrand« bei McDonald’s warnen und die israelischen Filialen auffordern, weitere Provokationen zu unterlassen.