Mit Yoga, Nikotin oder Lebertran gegen den Ekel, den die linke Israelfeindlichkeit hervorruft

Homestory #44/23

Ein wenig Entspannung ist dieser Tage bitter nötig. Doch wie relaxt man bei der »Jungle World«?
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Einander manche Dinge zu gestehen, setzt ein sehr enges Vertrauensverhältnis voraus – auch in der Redaktion Ihrer Lieblingszeitung. Um die Kolleginnen und Kollegen davon zu überzeugen, für die Homestory über ihre geheimen Yoga-Sitzungen, Meditationsübungen und andere spiritistischen Rituale auszupacken, braucht es schon die absolute Zusicherung, dass diese Informationen mit äußerster Diskretion behandelt werden.

So viel Skandalöses gibt es dann aber auch gar nicht zu berichten. Dem einen Kollegen reichen zum Entspannen schon Zigaretten und Bier. Auch bei einem anderen Kollegen, der eigentlich streng antispirituell ist, fliegt Rauch durch die Luft, aber nicht von einer Zigarette, sondern von fernöstlichen Räucherstäbchen, die den hiesigen Räucherkerzen definitiv vorzuziehen seien.

Ein Kollege nimmt im Winter Lebertran ein, »wegen dem Vitamin D« – obwohl er weiß, dass das nichts bringt. »Das ist der Aberglaube, den ich mir gönne.«

Während viele sofort das Gesicht verziehen, wenn sie nur das Wort »Yoga« hören, ist eine Kollegin regelrecht stolz drauf, dass sie in einem superschicken Studio im Prenzlauer Berg unweit unserer neuen Redaktionsräume angemeldet ist: »In der Gesellschaft von diesen ganzen almond moms fühle ich mich total edgy.« Eine andere Kollegin allerdings schämt sich ein wenig für ihre tägliche 40minütige Yoga-Session – aber irgendwelches Namaste-Gerede macht sie auch nicht mit.

Ansonsten gönnen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jungle World nur die eine oder andere Dosis Vitamine, auch wenn sie wissen, dass diese eigentlich so gut wie keine Wirkung haben. Ein Kollege beispielsweise nimmt im Winter Lebertran ein, »wegen dem Vitamin D« – obwohl er weiß, dass das nichts bringt. »Das ist der Aberglaube, den ich mir gönne.«

Ein wenig Entspannung ist dieser Tage allerdings bitter nötig, nicht nur, weil man weiß, was derzeit in Israel passiert, sondern auch, weil man sich die Reaktionen darauf zu Gemüte geführt hat. Das, was auch die eine oder, um ehrlich zu sein, jede andere linke deutsche Zeitung als Reaktion auf den Kampf gegen die Hamas verzapft, geht immer noch schwerer runter als der ekelerregendste Lebertran.