Nazischule

"'Es gilt zunächst einmal eine Frage der Verfahrensweise zu klären und die lautet: Wie wünscht mein Gegenüber im Verlaufe unseres Gespräches angeredet zu werden? Nach meiner Kenntnis gibt es dazu mindestens zwei Möglichkeiten: Ich könnte im schlichten Zivildeutsch sagen: Herr Müller. Aber es bietet sich auch die militärische Formel Herr Major oder Major Müller an. Ich bitte, daß Sie selbst die Entscheidung treffen.' 'Das ist Ihnen überlassen. Ich werde als Major angeredet. Das ist bisher so üblich gewesen.' 'Ich respektiere das'" (Heynowski/Scheumann, Der lachende Mann). Schäuble: "Es sei auch keine Entschuldigung, wenn sich Hauser als Abgeordneter geäußert habe: 'Ich bin nicht dafür, daß ein Abgeordneter größeren Blödsinn reden darf als ein Regierungssprecher'" (BILD, 6.6.1998). "'Darf ich Sie fragen, wo Sie diesen Dienstgrad erworben haben? Entstammt er der deutschen Wehrmacht oder?' 'Nein, nein. Ich habe diesen Dienstgrad im Kongo bekommen. Und zwar im Januar 1965.' 'Im Kongo.' 'Ja.' 'Es steht zu vermuten, daß Sie auch Inhaber der kongolesischen Staatsbürgerschaft sind?' 'Nein, nein, ich habe noch den deutschen Paß. Ich habe nur im Kongo Dienst als Offizier gemacht.' 'Den Paß der Bundesrepublik?' 'Richtig.' 'Ja, Major Müller, Soldaten und Offiziere gibt es auch hierzulande. Ich meine, Soldaten und Offiziere aus Passion. Welche Ziele vertreten Sie, daß Sie sich unter fremde Fahnen begeben haben?'" "Ein Fluch, Protestzeitung zu sein Ö : Man darf sich keinen Fatz Affirmation leisten" ([Lau], 1996). "Ich möchte sagen, den einzigen Zusammenhang, sehe ich darin: den Antibolschewismus. Das ist der einzige. Denn in dieser Zeit, vor über 20 Jahren, habe ich für das nationalsozialistische großdeutsche Reich gekämpft und heute bin ich ein Krieger für den freien Westen" (Der lachende Mann). "[D]aß Schmidt am Ende auch auf eine Siegerpose verzichten konnte, hat mir gezeigt, daß die good guys von damals doch irgendwie gewonnen hatten" ([Lau], taz, 1.7.1997). "'Oberleutnant Zimmermann, Oberleutnant Maihofer, Oberleutnant Schmidt.' 'Ja, das ist richtig.' 'Herold, Oberleutnant.' Wie bitte? 'Herold auch.' 'Das wußte ich gar nicht.' 'Im Panzer gefahren.' Ö 'Ich hab nur das Gefühl, die Terroristen haben sich verrechnet mit Ihnen.' 'Sie haben sich ganz gewiß in der Regierung und in meiner Person total verrechnet.'" (Breloer/Schmidt, Todesspiel). "Fünf Tage bei Hunger und Durst im eigenen Schweiß sitzen, angeschrien werden, als vermeintliche Juden selektiert und zur Hinrichtung im Morgengrauen bestellt werden, mit der Waffe bedroht, zum Urinieren auf den Sitz, zu Geständnissen, zum Skandieren palästinensischer Befreiungsformeln und zum Absingen von Geburtstagsliedern, zum Überklettern der Leiche des erschossenen Kopiloten gezwungen werden, mit Benzin übergossen und ständig mit der finalen Explosion bedroht werden: Ö probeweise mit Helmut Schmidt denken" (Lau, Merkur 585, 1997).

"Der Dokumentarfilm durfte nicht Vehikel sein. Mit 67 Jahren starb der Dokumentarfilmer Gerhard Scheumann, der mit Filmen wie 'Kongo-Müller' auch über die DDR hinaus bekannt wurde Ö Er begründete Ö eigens ein ganz spezifisches Genre: den 'außenpolitisch korrekten Film' Ö Zusammen mit Walter Heynowski zog Gerhard Scheumann fortan um den Globus und filmte gegen die imperialistische Aggressionen der anderen Welthälfte im Kongo, in Vietnam, im Nahen Osten, in Chile an. So entstanden Porträts
von Tätern ('Kongo-Müller')" (taz, 4.6.1998). "'Herr Müller, eine sehr direkte Frage. Kann man davon sprechen, daß es sich in Ihrer Person um eine weltbekannte Persönlichkeit handelt? Immerhin können Sie für sich in Anspruch nehmen, daß eigentlich die Weltpresse in allen Sprachen über ihre Tätigkeit im Kongo berichtet hat.' 'Allerdings, von Peking bis Washington.' (lacht) 'Drückt sich dieses weltweite Interesse vielleicht auch in bestimmten Namensgebungen aus? Können Sie auf bestimmte Namen verweisen, mit denen man sie heute belegt?' 'Ach, (lacht), ja, in Deutschland sagt man, der KoMü, der Kongo-Müller, (lacht), Kongo-Müller.' (lacht) 'Kongo-Müller.' 'Ja. Aber sonst könnte ich nichts sagen. Der Major Müller ist in Belgien bekannt, in Frankreich bin ich sehr bekannt. Und auch die amerikanische Presse hat viel gebracht. Im Kongo kennt mich auch jeder. Major Müller, weiß jeder, wo er steckt. Sie brauchen nur schreiben: Major Müller, Kongo. Kommt immer an.' (lacht) 'Ein Begriff also.' 'Ein Begriff, ja'" (Der lachende Mann). "Berichtigung. Daß Gerhard Scheumann Schüler einer nationalsozialistischen Schule war, ist zwar richtig, Dietmar Hochmuth hätte seinen Nachruf aber nie und nimmer so begonnen. [Sein Text fing wahrscheinlich so an: 'Bei Kriegsende gehörte der 15jährige Gerhard Scheumann zu jener Generation, der - gegen Vorlage eines Grundbekenntnisses zu ihr - in der neuen Ordnung der DDR buchstäblich alle Türen offenstanden.' Nicht bei der taz.] Deshalb gestehen wir: Dies war eine redaktionelle Ergänzung" (taz, 6./7.6.1998): "Bei Kriegsende gehörte der ehemalige Schüler einer Nationalsozialistischen Eliteschule, der 15jährige Gerhard Scheumann, zu jener Generation, der - gegen Vorlage eines Grundbekenntnisses zu ihr - in der neuen Ordnung der DDR buchstäblich alle Türen offenstanden" (taz, 4.6.1998). "Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, verurteilte gestern die von Hauser vorgenommenen Vergleiche von PDS mit der NSDAP" (General-Anzeiger, 6./7.6.1998). "Berichtigung Ö Definitiv falsch dagegen Scheumanns Alter bei Kriegsende: Er war 14" (taz, 6./7.6.1998). [Also, mit 6 eingeschult, Unterricht bis 45?] "Der Reporter: 'Sprechen Sie kein Englisch?' Antwort Hauser: 'Ich spreche sogar sehr gut englisch', und fügte hinzu: 'Aber ich bin der deutsche Regierungssprecher, und der spricht deutsch!'" (BILD, 5.6.1998). Die taz könnte zur Abwechslung anfangen, die taz zu lesen. Der Politikteil den Kulturteil. "Statt allerdings eine [ ] von ihnen aufs Podium zu bitten, was der Sache sicherlich schnell die Dramatik genommen hätte, versuchten sich die Diskussionsteilnehmer zunächst durch zähes Weiterreden zu behaupten" (Lau, taz, 18.6.1998).

Wie möchte mein Gegenüber angeredet werden? "Und schließlich die klassische Drohgebärde, Ö [nach der] der Holocaust ein singuläres Verbrechen war Ö Nie, nie, nie war von den Toten an der Mauer die Rede" (taz-Kultur/ Lau, 18.6.1998). Mimimi. "'Ist das wirklich ein richtiger Beruf, Filmkritikerin? Bin ich nicht insgeheim in einer Warteschleife gelandet, warte ich nicht auf Höheres?" ([Lau], Alltag, 1996). "'Wir sollten mal essen gehen' hatte der Kanzler am Rande einer Fraktionssitzung gesagt. Dann im Bonner Restaurant 'Sassella', bei Mozzarella und Tomaten (Kohl: 'Aber bitte große Portionen') bekam . . . das Angebot, neuer Regierungssprecher zu werden. 'Ich war völlig überrascht, aber sofort begeistert.'" (BILD, 3.6.1998). Warum nicht! Und klappts nicht, warum dann nicht sonst ein Tapetenwechsel und erst einmal morgen DIE WELT!