Alles im Griff

"Noch geht in Rußland nicht alles drunter und drüber", begann Ende der Woche schon reichlich beunruhigt ein Kommentar in der FAZ. Aber so sah es aus: Das von den Sjuganow-"Kommunisten" dominierte Parlament versucht weiter, einen Gesetzesvorschlag zu präsidialen Gesundheitsproblemen durchzubringen, mit dem Präsident Jelzin aus dem Amt entfernt werden soll. Jelzin traute sich nicht mal mehr aus dem Kreml heraus, um, wie ursprünglich geplant, den chinesischen Staatschef Jiang Zemin zu treffen. Ministerpräsident Kirijenko sperrte dem Energieriesen Gasprom, dessen Ex-Chef der Ex-Ministerpräsident Tschernomyrdin ist, einen Tag lang wegen Steuerschulden das Vermögen. Tschernomyrdin sagte daraufhin einen Besuch in Deutschland ab. Die Finanzkrise blüht und gedeiht, laut Kirijenko fehlen der Staatskasse monatlich umgerechnet knapp 1,2 Milliarden Mark. Der von der russischen Regierung ins Parlament eingebrachte Anti-Krisen-Plan geht dem IWF nicht weit genug. Und die Minenarbeiter in der westsibirischen Kohleregion Kemerevo blockieren wieder die transsibirische Eisenbahn - unter anderem, um Jelzins Rücktritt zu erreichen -, während die 100 000-Einwohner-Stadt Anzhero-Sudzhensk aus Protest gegen Entlassungen und Fabrikstillegungen durch Streiks in Fabriken und im öffentlichen Verkehr lahmgelegt wurde.