Europas Kanther heißt Schelter

Manfred Kanther hat wieder ein besonderes Gespür für außergewöhnliche Anlässe gezeigt. "Wir wollen keinen unberechtigten Zustrom von Menschen aus aller Welt nach Europa", ließ der Bundesinnenminister angesichts der Übernahme des Schengen-Vorsitzes vergangene Woche erneut wissen. Ein Jahr lang - eine "außergewöhnliche Phase internationaler Verantwortung" - können sich nun die Bonner Sicherheitspolitiker qua Chefposten darum bemühen, die Schengen-Länder nach dem Muster der deutschen Ostgrenzen gegen Flüchtlinge dichtzumachen. Für die Zeit als quasi-europäisches Innenministerium, die 1999 auch noch mit dem deutschen Vorsitz im EU-Rat zusammenfällt, hat man sich hohe Ziele gesteckt: Staatssekretär Kurt Schelter, von Kanther für den Schengen-Vorsitz abgestellt, darf dafür sorgen, daß die Visa-Bestimmungen verschärft, die Liste der visumspflichigen Länder erweitert und Abschiebungen beschleunigt werden.