Bombenattrappen

Die Proteste gegen die Nutzung der Karibikinsel Vieques als Schießplatz der US Navy sind vergangene Woche bis vors Weiße Haus gelangt. Der Grund: Der Gouverneur von Puerto Rico, Pedro Rossell-, hat sich mit US-Präsident William Clinton auf einen Deal geeinigt. Ab sofort können die Bombardements bis zum Tag eines Referendums fortgesetzt werden, allerdings mit - in ökologischer Hinsicht nicht minder bedenklichen - Bombenattrappen oder mit entschärfter Munition. In der Abstimmung - in diesem Herbst oder im kommenden Jahr - haben dann die Insulaner die Wahl, die Marine zu ermächtigen, das Training zu ihren eigenen Bedingungen wieder aufzunehmen, oder aber dessen Einstellung bis zum 1. Mai 2003 zu verlangen.

Mit seiner plötzlichen Unterstützung für die »fairen und positiven« Pläne der US-Regierung fällt der Gouverneur einer breiten zivilen Front der Ablehnung weiterer militärischer Bombentests auf Vieques in den Rücken. Für die Ermöglichung des eingeschränkten Trainings will Clinton dem Kongress sogleich 40 Millionen Dollar Wirtschaftshilfe für Vieques entlocken. Sollten sich aber die Insulaner dafür entscheiden, die Marine mit scharfer Munition üben zu lassen, winken weitere 50 Millionen Dollar.

Ein von dem Flugzeugträger »George Washington« geführtes Geschwader wartete kürzlich schon vergeblich auf seinen baldigen Einsatz in Vieques, der für März und April vorgesehen war. Denn damit die Navy auf der Karibikinsel überhaupt einmal zum Zuge kommen kann, muss das FBI der puertoricanischen Commonwealth-Regierung zuerst bei der Räumung der zahlreichen Widerstandscamps Amtshilfe leisten.