Es raschelt bei der 'jungen Welt'

Was in mancher Augen eine Finte war, wiederholt sich nun als Farce. Hatte sich junge Welt-Geschäftsführer Dietmar Koschmieder 1997 noch mit den DDR-Heimat-Vertriebenen in seinem Blatt verbündet, um fast die gesamte Redaktion vor die Tür zu setzen, so haben sich seine einstigen Helfer nun gegen ihn verschworen.

Das ostdeutsche Blatt hat die Querelen bestätigt, über die wir in unserer letzten Ausgabe noch spekulierten. Man habe nach dem Verlust von 700 Abos im Jahr 1999 nicht nur erhebliche wirtschaftliche Probleme, sondern auch »inhaltliche und personalpolitische Streitigkeiten»: So sei der Genossenschaftsvorstand der LPG »junge Welt« durch den Aufsichtsrat seiner Funktion enthoben worden, seit Anfang Februar hätten sich zudem fünf Redakteure, darunter der Chefredakteur, sein Stellvertreter und mehrere Ressortleiter »krankgemeldet« - eine dürftige Umschreibung für den Ausstand des Führungspersonals.

Der kollektive Hospitalismus ist Höhepunkt eines Machtkampfes, der schon seit geraumer Zeit durch die Seiten des Blättchens raschelt. Koschmieder hatte die deutschnationalkommunistischen Lamentos des ehemaligen ND-Vize Harald Wessel alias Heinrich von Grauberger nicht mehr lesen wollen, Blatt-Chef Holger Becker dagegen auf seinem Autoren Wessel bestanden und den Geschäftsführer für die finanziellen Verluste verantwortlich gemacht, die mit dem West-Engagement bei der inzwischen fallierten Kölner Woche verbunden waren. Venceremos, der Kampf geht weiter!