Arnold Schwarzenegger in »The 6th Day«

Comeback verboten

Klonierung nützt vor allem Zombies: Arnold Schwarzenegger in »The 6th Day«.

In »Terminator II« philosophiert Linda Hamilton darüber, dass ihr Filmsohn wohl nie einen besseren Vater bekommen wird als den Maschinenmann. Er wird nicht böse, selbst wenn der Kleine den größten Scheiß baut, er spielt immer mit und trinken tut er auch nicht.

Meine Ex-Praktikantin, eine heute hart arbeitende TV-Produzentin, erzählte kürzlich von ihrem Mann, der seinen Job als Reporter auf eine halbe Woche reduziert hat, um sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern. Schöne Wohnung, Prenzlauer Berg, lustiger netter Mann, alles da: »Er ist einfach der perfekte Vater. Was soll ich denn da noch? Ich schaff' nur die Kohle ran.« Er auch. So nebenbei. Also? Eigentlich erfüllt er die Maximalforderungen der Frauenbewegung und ist auch noch ganz froh dabei. Es reicht trotzdem nicht.

Nun, wie hat der Mann heute zu sein? Schauen wir im Kino der achtziger und neunziger Jahre vorbei, finden wir mit Arnold Schwarzenegger einen Schauspieler, der die Frage nach dem perfektionierten Mann ins Zentrum seiner Filme stellt. Die Inszenierung seines Privatlebens sieht nicht anders aus. Married with three children, konservativ, reich, fürsorglich, engagiert und anerkannt. Die Frage, ob Männer, und am besten dieser Mann, die Welt retten können und die Familie, hat er in seinen Actionfilmen durchaus unterschiedlich beantwortet. Zum Beispiel mit »Nein« in »Total Recall«, wo Ehe noch Betrug ist; mit »Jein« in »Terminator II« - das Glück lässt sich auch mit Männern verwirklichen, aber nur, wenn sie aus Stahl sind und zudem Selbstmord begehen. Und mit »Ja« in »True Lies«. Allerdings hilft nur Ehrlichkeit; nur wenn die Partnerin als gleichberechtigt akzeptiert wird, lässt sich das Familienglück retten. Sein Film »Nacht ohne Morgen« sorgt sich um Einsamkeit, um Verlust. Dort sind Frau und Kind tot, und er gibt sich die Schuld an ihrem Ableben. Sich für das Wohlergehen der Welt zu opfern, zu verschwinden, mehr bleibt nicht zu tun.

»Verpiss dich«, heißt es auch in Arnold Schwarzeneggers neuestem Film, »The 6th Day«. Die Welt ist vollverklont, Spielzeug, Organe, Tiere, Essen, alles lässt sich im anwenderfreundlichen Kopierverfahren herstellen. Nur das Kopieren des Menschen ist gesetzlich verboten. Am sechsten Tag schuf Gott den Menschen, und der Mensch soll sich nicht zum Gott erheben. Das Klonen wird auch nicht weiter in Frage gestellt, aber es gibt natürlich die üblichen Halunken, denen es das Handwerk zu legen gilt.

Der Helikopterpilot Adam Gibson (Arnold Schwarzenegger) kommt nach getaner harter Arbeit müde nach Hause, und da hat sich schon ein Zombie der Frau und der Kinder bemächtigt. Es ist sein Doppelgänger, denn Adam wurde irrtümlich geklont. Der geklonte Adam hat eindeutige Qualitäten, er ist fürsorglich, handwerklich begabt - die perfekte Vatermaschine. Adams Frau hat auch schon Gefallen an ihrem neuen Alten gefunden. Ein guter Liebhaber ist er selbstverständlich auch.

Es dauert nicht lange, bis sich ein Killerduo an Adams Fersen heftet und eine schrille Hollywood-übliche Jagd mit Prügelei, Schießeisen, Konspiration, politischem Extremismus und korrupten Wissenschaftlern beginnt. Beinahe manisch fixiert sich der Film auf die Fremd- und Selbstwahrnehmung des Mannes, auf die eigene Angst, das Erreichte nicht bewahren zu können, und die Sorge, dass die Probleme ganz individuelle sind, um die sich da draußen natürlich keiner schert. Jeder ist ersetzbar, diese Formel des Kapitalismus gilt auch für den Superhelden, den Schwarzenegger spielt - so überzeugend, dass man wissen möchte, wie seine Frau Maria Shriver auf den Film reagiert hat.

Die Erzählung vom Untergang des Übermenschen - der ist männlich - verdrängt nicht eine Reihe weiterer interessanter Fragen: Wohin entsorgen wir uns, wenn wir das perfekte Ebenbild erschaffen haben? Wie soll man einen Arzt beurteilen, der seine krebskranke Frau so sehr liebt, dass er sie klont, nachdem sie gestorben ist? Und dann hält sie wieder nur fünf Jahre, weil der genetische Defekt der Krankheit nicht wegzukriegen ist. Zudem stellt der Film in Aussicht: Die Serienproduktion des eigenen Ich wird kommen, und sie bedeutet Krieg. Das autonome Individuum ist aber noch zu retten. Jedoch nur, wenn es Arnold Schwarzenegger heißt. Differenziertere Antworten gibt es nicht.

Wenn man die Erfolge der Gentechnik zum gegenwärtigen Zeitpunkt betrachtet, ist das nur ehrlich. Es ist nicht so schlimm fürs menschliche Selbstverständnis, dass Wissenschaftler Schafe klonen und dass der Mensch auf die gleiche Weise reproduziert werden kann. Schlimm ist es, offenkundig nicht mehr wert zu sein als ein Schaf. Und so wird auch mit den Genkopien in »The 6th Day« umgegangen. Man haut sie tot. Im Eilverfahren können sie ja wieder neu erschaffen werden. Eine der seltenen nicht ganz hirnlosen Szenen zeigt ziemlich zynisch das Verhalten der Betroffenen: Eine getötete Killerin, im Labor gerade neu zusammengesetzt, stiehlt ihrer eigenen Leiche die Ohrringe.

»Superstar Arnold Schwarzenegger kämpft in seinem größten Albtraum, der spektakulär die Zukunft des Menschen hinterfragt«, bewirbt Columbia diesen von ihm selbst mitproduzierten Film. Demnach ist es das Schlimmste für ihn, gegen die eigene Bedeutungslosigkeit anzukommen. Und für uns? Das mit anzusehen.

Der Film wurde vom James Bond-Regisseur Roger Spottiswoode erschreckend schlecht und ironiefrei inszeniert, vielleicht hat Schwarzenegger aber auch zuviel reingequatscht. »The 6th Day« ist Prügelkino im Klonverfahren. Er besteht durchgängig aus Sequenzen, die man woanders schon gesehen hat. Der Reproduktion des Stars stand auch nichts mehr im Wege. Das Medium erzeugt hier das Medium. Und damit ist das hier vielleicht das geschlossenste Werk des Gewichthebers. Doch es gibt keine schlechten Filme.

»I'll be back« ist der Markenspruch des Produkts Schwarzenegger. Früher ein Grund zur Freude, hört sich das heute wie eine Drohung an. Vor allem anderen ist die Klontechnik ideenlos. Die Welt wird voller Wiedergänger sein.

Schwarzenegger rettet in »The 6th Day« die Welt und die Familie und beweist seine Einzigartigkeit, obwohl sie so glaubhaft widerlegt schien. Und das ist das Problem. Er spielt den perfekten Menschen ohne Brüche. Aber Vorsicht: Wer ihn bekommt, wird sich mitunter selbst zu fade. Der liebe Gott ist auch kein Beziehungspartner, sondern schön kompliziert aus drei Teilen konstruiert, die aber doch nur ein einziger sind. Kindermachen ist bei ihm nebenbei ein sehr verfrickeltes Verfahren.

»The 6th Day«, USA 1999. R: Roger Spottiswoode. Start: 13. Dezember