Treffen der Bundeskoordination Internationalismus

Meine erste Buko

25 Jahre nachdem der Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen gegründet worden war, wurde am Wochenende auf dem Jubiläumskongress in Frankfurt daraus die Bundeskoordination Internationalismus. Ein runder Geburtstag, den die neue Buko mit einem historischen Break begehen wollte.

»Die Buko will sich öffnen«, schrieb Buko-Mitglied Thomas Seibert in der vergangenen Woche in der Jungle World. Ausdrücklich gewollt sei von nun an der direkte Austausch innerhalb der Linken in Deutschland, egal ob man sich als offen antikapitalistisch, undogmatisch radikal oder bewusst internationalistisch versteht. Zumindest quantitativ war diese Öffnung ein voller Erfolg. An der 25. Buko nahmen so viele Menschen teil wie seit dem Ende der achtziger Jahre nicht mehr. »Nicht viel anders als sonst« empfanden jedoch Buko-Erfahrene das Angebot, mit dem es die Organisationsgruppe geschafft hatte, dass diese 25. Zusammenkunft mit mehr als 600 TeilnehmerInnen bei vielen erstmalig Interesse weckte.

Dass die Einschätzungen der gebotenen Events auseinander gingen, ist für Kongresse dieser Art nichts Neues. Eine zu konventionelle Herangehensweise an linke Themen warfen vor allem die Buko-Neulinge den Arbeitsgruppen vor, »als ob die Auseinandersetzungen der letzten Jahre in der Linken nicht stattgefunden hätten«. Über manche Highlights von gestern wollte wohl niemand so recht debattieren, die Arbeitsgruppe über neoimperialistische Protektorate auf dem Balkan etwa kam mangels TeilnehmerInnen gar nicht erst zustande.

Auf allen Veranstaltungen präsent war hingegen das Thema Naher Osten. Es war wohl vor allem die Diskussionsrunde »Der Nahostkonflikt und die Solidaritätsbewegung«, die so manche Lastminute-Kongressreisende nach Frankfurt gelockt hatte. Auch hier gab es unterschiedliche Reaktionen: Zu einseitig, meinten einige, während sich bei der Mehrheit Erleichterung darüber breit machte, dass die gefürchtete Eskalation ausblieb.

Und auch die von Thomas Seibert für diesen Abend versprochene »Ambivalenz« ließ auf sich warten. Der Referent Moshe Zuckermann legte seine Perspektive derart souverän dar, dass die »Debatte« auch am folgenden Tag in seiner AG eher informativen Charakter hatte. Gestritten wurde auf dieser Buko, wenn überhaupt, über das Phänomen Attac, von dem sich Buko-Vertreter inhaltlich stets heftig abzugrenzen bemühten. Dennoch war nicht zu überhören, dass auch die neue Buko von der Aufbruchstimmung rund um die immer zahlreicher werdenden GlobalisierungskritikerInnen profitieren möchte.

Von einem solchen Aufbruch war trotz guter Stimmung im Studierendenzentrum der Bockenheimer Warte kaum etwas zu spüren. Deutlich wurde jedoch ein Wunsch vieler KongressteilnehmerInnen: Die neue Buko könnte die linksradikale Konkurrenz zur reformistischen Attac-Bewegung werden. Ob sie das schafft oder ob sie lediglich als einer ihrer Think-Tanks fungieren wird, wird mit Sicherheit auf der 26. Buko erörtert werden. Immerhin wurde im Gegensatz zum vergangenen Jahr auf wenig aussagekräftige Abschlusserklärungen mit den üblichen nichtssagenden Floskeln verzichtet. Das Papier »Antikapitalismus globalisieren«, das bereits in den Hörsaalgängen kursierte, fand erfreulicherweise keine Mehrheit auf der Mitgliederversammlung.

Unter Applaus angenommen wurde hingegen der Vorschlag des Vorstands, die Buko möge zur Anti-Bush-Demo in Berlin aufrufen. Der Appell, »George Bush gebührend in Berlin zu empfangen«, wurde inhaltlich nicht weiter begründet. Wirklich linksradikal ist das nicht. Aber es ist eben der Ausdruck eines Teils »des herrschaftskritischen Spektrums der internationalen Protestbewegung«, dem sich die Buko öffnen will.