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Er war der Schönste

Gregory Peck. Wenn so einer stirbt, stirbt immer auch ein Stück klassisches Hollywood. Gregory Peck, einer der letzten ganz Großen einer untergehenden Epoche, ist im Alter von 87 Jahren in Los Angeles verstorben. Er galt als einer der schönsten Männer, die je die Spitze des Hollywood-Starsystems erklommen hatten. Und natürlich spielten an seiner Seite meist Frauen, die ebenfalls einem ganz eigenen Planeten zu entstammen schienen, dem Planeten der Filmdiven. Audrey Hepburn, Ava Gardner, Hildegard Knef – alle waren sie Filmparterinnen Pecks.

Wie das oft so ist bei allzu glänzend aussehenden Schauspielern, hatte auch Peck immer wieder Angst davor, bloß Schönlingsrollen zu bekommen. Sich auf den Frauenverführer abonnieren zu lassen, war mit ihm jedoch nicht drin. So spielte er den Atticus Finch in »Wer die Nachtigall stört«, nach dem Bestseller von Harper Lee, und verkörperte hier den aufrechten Anwalt im Dienst der gerechten Sache, im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus.

Oder er spielte an der Seite Ingrid Bergmans in Alfred Hitchcocks »Spellbound« den vermeintlich geistig Verwirrten, der jedoch durch eine Überdosis Freud und dank der leicht lächerlichen Traumlandschaften von Salvador Dalí, durch die er sich bewegt und zu sich selbst findet, gerettet wird.

Ach, es sind beinahe zu viele unsterbliche Rollen, die Peck in unsterblichen Filmen verkörperte. Wer hat ihn nicht noch als Kapitän Ahab in John Hustons »Moby Dick« in Erinnerung, als von grenzenlosem Hass getriebenen Wahnsinnigen, der für das Erreichen seines Ziels alles zu opfern bereit ist? Wer kennt ihn aber nicht genauso auch als smarten Kerl in »Ein Herz und eine Krone«. Schön, dass nun bestimmt nochmals einige Filme mit Gregory Peck für das Sonntagnachmittagsfernsehen ausgegraben werden.

Zu spät

Anzeigenpanne. Das Schöne an Pop ist seine Vergänglichkeit. Der Track, den man heute noch im Club hört und der heute noch die Welt bedeutet, wird morgen schon verschwunden sein, verdrängt von einem anderen besten Track aller Zeiten. Weil es schlichtweg voran gehen muss, denn nur wenn der Stillstand bekämpft wird, bleibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Nichts ist also sinnloser, als heute die Platten vom letzten Jahr zu bewerben, denn: wer braucht die noch? So ist es um so rührender, dass beim Schalten einer Anzeige des Internetanbieters »Music’s Coming Home« in der aktuellen Ausgabe der Musikzeitschrift Intro etwas schief gelaufen ist. Auf einer ganzen Seite werden unter der Ankündigung »This Autumn« die vermeintlich neuesten Pflichtplatten für den kommenden Herbst angekündigt. Allein: Die Anzeige stammt noch aus dem letzten Jahr. So kann man mal nachprüfen, was denn von den Hoffnungsträgern kurz vor dem letzten Weihnachtsgeschäft geblieben ist. Und man muss sagen, außer der beworbenen Platte von Teenage Fanclub ist eigentlich nichts wirklich hängen geblieben. Die letztjährig beworbenen Werke von JJ72 und Sude interessierten kaum, und Platten von Bands wie Shining oder Marah floppten zumindest hierzulande völlig. Ablesen lässt sich an dieser Anzeige auch, wie sehr damals eben noch auf Britpop gesetzt wurde und wie wenig sich die Hoffnungen erfüllt haben. Britpop interessiert nicht mehr. Da kann man gespannt sein, was in der richtigen »This Autumn«-Anzeige 2003 beworben wird.

Echte Action

Internetparanoia. Um sich vor Raubkopien zu schützen, musste man bei den Pressevorführungen von »Matrix – Reloaded« erst einen Metalldetektor passieren, bevor man sich in den Kinosaal begeben durfte. Diese Vorsichtsmaßnahme wird nun bei dem in Amerika angelaufenen Disney-Streifen »Findet Nemo« auch während der regulären Vorstellungen angewandt. Das Sicherheitsunternehmen Pinkerton ist dafür verantwortlich, dass niemand den Film mit seinem Camcorder abfilmen kann, um ihn dann ins Netz zu stellen. Metalldetektoren sind deswegen obligatorisch, und falls das nicht ausreichen sollte, wird mit Nachtsichtgeräten nach Camcordern gefahndet. Ab demnächst kann man sich also darauf einstellen, dass es auf der Kinoleinwand eventuell fade zugeht, im und vor dem Kinosaal es jedoch Action en masse gibt und man eine vage Ahnung davon bekommt, wie es ist, wenn Antiterroreinheiten ihren Job machen.

»Matrix« raus aus Ägypten

Zensur. »Matrix Reloaded« darf in Ägypten nicht gezeigt werden. Aus religiösen Gründen, wie eine 14köpfige Zensurbehörde nun bestimmt hat. Sie bemängelt an dem Film, dass er in Fragen der Schöpfung und Reproduktion nicht auf einer Linie mit den üblichen religiösen Vorstellungen des Islam sei. Vor allem jedoch dürfte es ein Problem sein, dass in »Matrix Reloaded« Zion eine Art heilige Stadt ist, ein Refugium der Menschheit, Hort des Guten.

Noch mehr Nena

Quotendebatte. Kaum öffnet sich das Sommerloch, droht auch schon wieder eine der beknacktesten Debatten auf uns zuzukommen, die hierzulande mit sicherer Regelmäßigkeit geführt werden. Dieses Mal war es Wolfgang Thierse, der sich für eine Quotenregelung im deutschen Radio aussprach. Auch er, in Sachen Musik ähnlich bewandert wie der frisch gebackene Popbeauftragte der SPD, Sigmar Gabriel, findet wie Heinz Rudolf Kunze und Julian Nida-Rümelin, dass ein bestimmter Anteil der im deutschen Radio gespielten Musik gefälligst auch deutsch sein solle, um, wie es heißt, die »kulturelle Vielfalt« Europas zu bewahren. In Wahrheit will es Thierse jedoch den Lobbyisten der deutschen Schallplattenbranche recht machen, für die es einfach billiger kommt, deutsche Poptrottel aufzubauen, als mit teuren Kampagnen nichtdeutsche Popmusik auch hierzulande durchzudrücken.