Bademeister

ich-ag der woche
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Eigentlich sollte man meinen, dass es keinen überflüssigeren Job gibt als den eines Bademeisters am Toten Meer. Dort unterzugehen, ist geradezu eine Kunst. Vielleicht ist der israelische Innenminister Avraham Poraz nach einem Bad in dieser salzigen Suppe auf die Idee gekommen anzuordnen, an den 127 Stränden Israels die Zahl der Bademeister von je drei auf zwei zu reduzieren.

So ein Vorhaben ist natürlich, wie fast jedes beliebige andere auch, in Israel ein guter Grund für einen Streik. Einsparungen auf Kosten der Badesicherheit, das ginge doch nicht, klagten die Bademeister. Und um ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen, erschienen sie nicht mehr zu ihrem Dienst. Allerdings hat dies die Sicherheit der Badenden auch nicht gerade gefördert. So ertranken bereits sechs Leute innerhalb von nur sechs Tagen, allein fünf am Dienstag letzter Woche. Dieser Streit, erklärte daraufhin Poraz, dürfe nicht dazu führen, dass das Leben von Schwimmern gefährdet werde, und hatte den Schwarzen Peter damit locker den 180 streikenden Bademeistern zugeschoben. Die gerieten nun natürlich unter Rechtfertigungsdruck und gaben den Vorwurf wortgewaltig zurück. Poraz sei es, der »Verachtung für menschliches Leben« zeige. Für die Ertrunkenen spielt der Ausgang dieses Arbeitskampfes natürlich keine Rolle mehr. Eines der Opfer soll übrigens im Toten Meer umgekommen sein. Wie das geschehen konnte, ist unklar.

ivo bozic