Gehen, schminken, Klappe halten

Das Medium von elke wittich und boris mayer

Tauchen im Titel einer Reality-Soap Wörter auf, die Großes verheißen, kann man davon aus­gehen, dass es sich um grobe Irreführung handelt. Bei »Deutschland sucht den Superstar« zum Beispiel wird mitnichten der nächste deutsche Superstar gesucht, sondern bloß das kommende One-Hit-Wonder.

Ähnlich verhält es sich bei »Germany’s next Topmodel«, das streng genommen »Wir suchen eigentlich bloß ein Mannequin für den nächsten C&A-Katalog« heißen müsste, was allerdings – zugegebenermaßen – ein viel zu langer Titel wäre.

Trotzdem setzte man in der ersten Folge der gerade gestarteten dritten Staffel alles daran, so zu tun, als seien die bisherigen Siegerinnen international gefragte Topmodels geworden. Als Beleg dienen Bilder von C&A-Werbespots und Fotos, die die beiden auf Laufstegen und roten Teppichen zeigen. Diese Bilder stammen allerdings aus unterschiedlichen Momenten der jeweiligen Staffeln.

Ansonsten ist alles so wie immer: Dünne, junge Frauen wackeln auf hohen Pumps über Laufstege, sitzen in Flugzeugen und beim Friseur, erhalten Schmink- und Stylingtipps und lernen, wie man ordentlich geht. Sie sehen dabei aber hübsch aus und halten meistens die Klappe. Ab der nächsten Folge sind Lästereien und Beschimpfungen unter den Kandidatinnen zu erwarten, dazu erneut Schmink- und Stylingtipps und Anleitungen, wie man ordentlich geht. Außerdem werden, wenn nicht alles täuscht, einer hessischen Schnalle die Haare abgeschnitten werden. Mehr kann man von einer Reality-Soap eigentlich auch nicht verlangen.