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Alles nur geklaut

Raubkunst. Wer die renommierte Neue Nationalgalerie in Berlin besucht, kann dort das Gemälde »Kirche von Niedergrunstedt« sehen, das Lyonel Feininger 1919 gemalt hat. Als Besitzer des Werks wird das Land Berlin angegeben, das das Bild als Dauerleihgabe dem Museum zur Verfügung gestellt hat.

Dass die Besitzverhältnisse jedoch überaus unklar sind, haben Recherchen des Rundfunks Berlin-Brandenburg ergeben. 1949 hat Berlin das Gemälde erworben. Bis 1933 gehörte es jedoch der jüdischen Familie Daus. Sie verkaufte in dem Jahr Teile ihres Besitzstands, unter anderem das Bild, und floh aus Deutschland. Ob es sich bei dem Gemälde um »NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut« handele, müsse nun geprüft werden, ließ die Berliner Senatskulturverwaltung verlauten. Das hätte allerdings längst geschehen müssen. Denn die Bundesrepublik hat sich schon 1999 verpflichtet, Raubkunst in staatlichen Museen ausfindig zu machen und zurückzugeben. mst

Die Waffen der Kultur

Kulturaustausch. Kim Jong-Ils Herrschaft scheint unerschütterlich zu sein. Man hat Nordkorea 2007 zwar dazu gebracht, sein Atomprogramm nicht zu erweitern, sondern vielleicht irgendwann sogar zu beenden. Aber die Macht des »geliebten Führers« ist ungebrochen. Nun versucht man, über den Kulturaustausch Einfluss zu gewinnen. In der vergangenen Woche traten die New Yorker Philharmoniker in Pjöngjang auf. Als nächs­tes soll Eric Clapton dort gastieren. Da hätte man Nordkorea auch gleich den Krieg erklären können. Denn welche Waffe ist grausamer als Clapton? Außerdem hat niemand die nordkoreanische Zweitschlagskapazität bedacht: Vielleicht will Kim Jong-Il dafür eine seiner Opern im westlichen Ausland aufführen! mst