Von der Kirche in die Zelle

»Ich habe nur geschlafen«, sagte Freedom Moyo nach seiner Freilassung. Mit 357 weiteren zimbabwischen Migranten und Flüchtlingen hatte sich Moyo vor der Central Methodist Church in Johannesburg einen Schlafplatz gesucht, obwohl in Süd­afrika derzeit Winter herrscht und die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen können. Doch das Wohlerge­hen der Obdachlosen interessierte die Polizei nicht, sie inhaftierte die 358 Zimbabwer am Freitag der vergangenen Woche. Die Gefangenen verbrachten das Wochenende in überfüllten und ungeheizten Zellen, Anwälten wurde der Zugang verweigert. Eigent­lich sollten die Inhaftierten wegen »Herumlungerns« angeklagt werden, doch am Montag wurden sie frei gelassen. Denn mehrere Menschenrechtsorganisationen und Geistliche hatten gegen die Inhaftierung protestiert. Die Razzia sei »eine politische Entscheidung« gewesen, sagte Paul Verryn, Bischof der Methodistenkirche. »Sie wollen diese Leute einschüchtern, deren einziges Verbrechen es ist, arm zu sein.« Die Freigelassenen wurden von der Polizei zurück zur Kirche begleitet, in der sich weitere 2 500 Zim­babwer aufhalten. Nach Angaben der Inhaftierten haben die Polizisten ihnen wichtige Dokumente weggenommen, u.a. Pässe und Asylpapiere. Sie befürchten, dass sie erneut inhaftiert werden könnten. Der Polizeisprecher Wayne Minnaar bestätigte, dass die Razzia »Teil eines andauernden Programms« gewesen sei und man »definitiv weitermachen« werde.
Die Zahl der Zimbabwer, die vor Armut und Unterdrückung nach Südafrika flohen, wird auf mehr als zwei Millionen geschätzt. Die Regierung stellt täglich 250 Asylpapiere aus, die zu einem sechsmonatigen Aufenthalt berechtigen. Die meisten Zimbabwer strömen in die Großstädte. Der Stadtrat von Johannesburg hat nun zugesagt, nach einer Unterkunft für die Menschen zu suchen, die in und vor der Methodistenkirche leben.   js