Unter uns

Natürlich würde man niemals irgendeinem dieser Social Networks angehören wollen, selbstverständlich nicht, man hört ja so viel über Datenmissbrauch und all die anderen Folgen so­zialer Entblößung. Und so versauern die irgendwann ausschließlich zu Test- oder Recherchezwecken angelegten Accounts, gammeln vor sich hin und machen nur hin und wieder auf sich aufmerksam, wenn die Angebotsbetreiber mal wieder ihre Liste der untätigen Mitglieder durchgegangen sind und dachten, dass es diesen ver­lorenen Usern lediglich an etwas Aufmunterung mangelt. Es trudeln also ein: Mails, die einen, mal mit beleidigtem Unterton, mal vorwurfsvoll gehalten, davon überzeugen sollen, dass es wirklich extrem schade sei, dass man sich nun schon seit rund 600 Tagen nicht mehr habe blicken lassen, vor allem, weil man so unfassbar Tolles verpassen würde.
Nur wenige Sekunden bei einem dieser Sozialnetzwerke zu verbringen, genügt allerdings, um genauestens im Bilde über das »tolle« Verpasste zu sein. Dazu gehören Mails verwirrter XY-Chromosomenträger, die sich mal so ganz allgemein und unverbindlich über Sex-Vorlieben unterhalten oder einfach nur »Hallo« sagen wollten, weil Nick, Avatar oder überhaupt der Vermerk, dass man eine Frau ist, so aufregend wirkten, sowie diverse Werbeangebote, ohne die man auch ganz prima leben kann.
Und so könnte alles gut sein – hätte die Jungle-World-Redaktion nicht plötzlich Facebook für sich entdeckt und wäre sie in der Folge nicht in hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Mit anderen Worten: Ständig postet irgendwer irgendetwas, was natürlich dringend kommentiert oder ergänzt oder wenigstens wahrgenommen gehört, dazu kommen Mafia- und Gärtnerspiele, Mails und all der ganze andere Kladderadatsch. Und natürlich die Facebook-Gruppe der Jungle World. Aber irgendwie isses auch ganz lustig, ernsthaft jetze …