Sharia für die Kleinen

Kinderspielzeug ist der Horror. Sind einmal offensichtliche Gefahren ausgeschlossen, wie verschluckbare Kleinteile, giftige Weichmacher und scharfe Kanten, lauern jede Menge psychischer Gefahren für die kindliche Entwicklung. Neben dem nervtötenden Geblinke und Gedudele vielen Plastikschrotts, das langfristig zu Verblödung führt, und der Suchtgefahr dank des aggressiven Marketings der Spielzeugindustrie – jedes noch so sinnlose Teil des Prinzessin-Lillifee- oder Star-Wars-Universums muss unbedingt besessen werden –, ist es vor allem die ideologische Zurichtung, die Sorgen bereiten kann. Ein erheblicher Teil des Kinderspielzeugangebots lässt sich etwa einteilen in »Pflege des Aussehens und Reproduktion« für Mädchen und »Kampf und Konstruktion« für Jungen. Neben reaktionären Geschlechterrollen stören häufig rassistische Projektionen. Dennoch werden Kinder nicht allein wegen der Barbie-Puppe bulimisch oder wegen Plastikwaffen gewalttätig – da reicht schon die sonstige Sozialisation.
Noch schwieriger wird die Wahl, wenn das Spielzeug religiösen Regeln genügen muss. Eine ehemalige Lehrerin an einer muslimischen Schule, Ridhwana B., habe in Großbritannien nun die »Deeni Doll« auf den Markt gebracht, berichtet der Lancashire Telegraph. Besorgte Eltern können aufatmen: Endlich herrscht die Sharia auch im Kinderzimmer! Denn die »Deeni Doll« habe kein Gesicht – die Kleinen können also keine Idole neben Allah anbeten –, trage ein züchtiges Kopftuch und sei auch sonst Sharia-konform. Während der vier Jahre langen Entwicklungsphase soll ihre Schöpferin von einem muslimischen Gelehrten aus Leicester beraten worden sein. Die erste Puppe einer möglichen Serie heiße »Romeisa«, nach einer Gefährtin Mohammeds. Ein Glück, dass der alte Lüstling seine minderjährige Frau Aisha mit Puppen spielen ließ, deswegen sind sie heute erlaubt, Würfelspiele aber zum Beispiel nicht. Gesichtslose Puppen für Kinder strenger Muslime gibt es bereits länger, doch Berichte über die »Deeni Doll« erregten einiges Aufsehen. Von Eltern habe sie positive Rückmeldungen bekommen, sagte B. dem Lancashire Telegraph, wie Kinder reagierten, wurde nicht berichtet. Etwas unheimlich sieht die Puppe schon aus, aber die kreativen Kleinen würden der »Deeni Doll« sicher ein Make-up verpassen, sollten sie Gesichtszüge vermissen. Immerhin hätten ihre Eltern ihr Bestes versucht, um sie vor dem Horror der Blasphemie zu schützen.