Mieses Ergebnis

Kaum waren erste Einzelheiten über die Panama Papers, das bislang größte Offshore-Leak, bekannt geworden, ging es auf Twitter auch schon rund. Einseitig seien die Veröffentlichungen, beklagten Rechte wie Linke, und da sehe man mal wieder, wie die Medien manipulierten, denn: »Wo sind die Amis?« Und so dauerte es nicht lange, bis Julian Assange, der Betreiber des Wiki­leaks-Accounts auf Twitter, sich das Verschwörungsgeraune zunutze zu machen versuchte. Seine ehemals führende Enthüllungsplattform hatte schließlich kein besonders schönes Wochenende, denn ein dort veröffentlichtes geheimes IWF-Telefonprotokoll erhielt lange nicht die ersehnte ungeteilte internationale Aufmerksamkeit, sondern gleich mehrfache Konkurrenz, unter anderem durch eine Enthüllungsgeschichte über Doping im britischen Spitzensport. Und eben durch die Panama-Leaks. Wikileaks habe damit nichts zu tun, begann eine Serie von Tweets zum Thema, »und deswegen werden die meisten Dokumente auch nicht veröffentlicht werden und Ihr werdet keine durchsuchbaren Datenbanken bekommen«. Bei Wikileaks ist man schließlich immer noch stolz darauf, Leaks vollkommen unredigiert der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt zu haben – was im Fall der Sony-Leaks dazu führte, dass Interessierte bis heute Privatmails von Angestellten des Unternehmens nachlesen können, in denen es um persönliche Schicksalsschläge und Probleme ging. Vermutlich um Druck aufzubauen, initiierte Wikileaks eine Umfrage: »Sollen wir alle elf Millionen #Panamapapers veröffentlichen, damit jeder sie, wie unsere anderen Publikationen, durchsuchen kann?« 93 Prozent der Wikileaks-Follower hatten wenig überraschend am ersten Tag des Votings mit ja geantwortet. Allerdings hatten sich nur rund 35 000 beteiligt – für einen Account mit mehr als zwei Millionen Followern ein wirklich mieses Ergebnis.