Lava angucken: Bericht von einem virtuellen Drohnenrundflug über Island

Vulkane unter sich

Kolumne. Per Drohne über vulkanisch aktive Gebiete Islands fliegen - sehr hübsch und niemand streitet sich.
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Seit dem Wochenende steht fest: Vulkanologen, Geologen und Leute, die sich ganz allgemein für Vulkanausbrüche interessieren, sind die entspanntesten Menschen der Welt. Jedenfalls dann, wenn sie sich in einem Youtube-Livestream versammeln, dessen Inhalt grob darin besteht, dass ein isländischer Drohnenpilot stundenlang Drohnenpilotendinge tut und zwischendurch im Auto sitzt und durch die Gegend fährt.

Zuallererst muss aber Isak, so heißt der Drohnenpilot, zum Geburtstag gratuliert werden. Und die betroffene Gegend auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands besichtigt werden, die aus regendunklem Himmel, leeren Straßen und Landschaft besteht, was die Zuschauer aus aller Welt allerdings nicht stört. Schön, mal endlich zu sehen, wie das faszinierende Land mit den vielen Vulkanen im Alltag aussieht. »Ganz anders als bei uns in Australien«, staunt jemand.

Oh, will diese Tankstelle tatsächlich zehn Euro für einen Kaffee, wie auf einem Schild steht?

Dann ist es schließlich so weit, das Auto wird geparkt und der Drohnenflug beginnt. Geflogen wird über sehr viel schwarze Lava, die langsam in Richtung einer Berme, das ist ein aufgeschichteter Schutzwall, fließt. Davor stehen Menschen in neonfarbener Schutzkleidung, um die man sich auf der Stelle Sorgen macht, aber wahrscheinlich handelt es sich um Profis, die genau wissen, was sie da tun. Und oh, da ist ja der einsam gelegene Bauernhof, wie schön, dass die Berme die Lava von ihm ferngehalten hat.

Die Livestreamgucker kennen sich zumindest auf der Landkarte offenkundig mittlerweile sehr gut auf Island aus. Neben dem Multiview-Livestream, der seit dem Ausbruch am 8. November 2023 ständig abrufbar ist, dient Google Maps offenkundig als Informationsquelle. Aber nun wird wieder Auto gefahren, »Ausflug!« wird gejubelt und wieder ausgiebig gestaunt: So sieht die Straße Nummer 23 also wirklich aus, und oh, will diese Tankstelle tatsächlich zehn Euro für einen Kaffee, wie auf einem Schild steht? Und dann wird sich wieder über Lava unterhalten, irgendjemand rechnet für die anderen die mutmaßliche Fließgeschwindigkeit aus, alle sind zufrieden und, erstaunlich: Niemand streitet.