Sport-Redakteurin beim Berliner Tip

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

In diesem Sommer 1974 war ich 15. Mit meiner Familie unternahm ich die erste Flugreise, wir waren auf Formentera - damals flog man noch nicht so selbstverständlich wie heute. Die Fußball-WM kam für mich nicht vor, ich habe hauptsächlich in der Sonne gelegen, Cuba Libre getrunken und bin betrunken Moped gefahren.

Fußball und alles, was damit zu tun hatte, habe ich zu dieser Zeit richtiggehend gehaßt, wohl auch, weil mein Bruder sich so brennend dafür interessierte. Er kickte in Düsseldorf bei TuSa 08, Turn- und Sport-Wasweißich, da mußte ich mich natürlich absetzen. Daß die Fortuna damals in der Ersten Liga spielte, ist wohl völlig an mir vorbeigegangen. Die DDR war damals für mich ebenfalls kein Thema, wir hatten keine Verwandten dort und mein Horizont war geographisch begrenzt. Mich interessierte, was in unserer Gegend los war, wer zum Baden an den Unterbacher See kam, der Tanztee im Jugendheim und natürlich Jungs. Da war ich wohl sehr durchschnittlich.

Mein Verhältnis zum Fußball änderte sich erst elf Jahre später auf einer Auslandsreise. Daß Fußball in Ghana eine so wichtige Rolle spielte, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich fand es interessant, daß etwas, was uns vertraut war, dort in einem so anderen Zusammenhang gesehen wurde. Alle, die ich dort traf, waren fußballbegeistert, inklusive den Frauen, die meist sofort fragten, ob man auch Fan sei. Ich bin dann mit ins Stadion gegangen. Mit Blick auf die afrikanischen Kicker habe ich mich später auch für ganz andere Fußball-Themen interessiert.