Formel 1-Modelle

Williamsbirnen

Im Rahmen der unterlegenen Formel 1-Berichterstattung des obskuren Senders RTL zeigt man gern im Anschluss an die heiter entsinnte Raserei homeshoppingeuropäisch geprägte Ichmussminderwertigeproduktebesitzen-Shows, die sich durch ihre überaus teuflische Darstellung sinnloser Gegenstände in Szene zu setzen wissen.

Seit der legendäre Ayton senn da Silva anno '94 gegen die Wand expedierte und eine letale Williamsbirne davontrug, glaubt der F 1-Nörd, gern auch als Expertenpolizei bezeichnet, aufgrund der uniformartigen Kleidung und des obligatorischen Schnäuzers, er müsse Artefakte sowie Memorabilia horten, da sich der Wert eines Formel 1-Tandes stets saltatorisch zum Ableben des jeweilig gefeatureten Piloten verhält.

So sind die wahrhaft wunderschön filigranierten sowie feinst ziselierten Formel 1-Automobilmodelle begehrt wie der Wunsch, Kai Ebel einmal tüchtig zu verdreschen. Doch ach, man treibt Schabernack und Schindboxenluder mit den Herren von der Expertenpolizei, die jedweden Betrag ausgeben, um eines solchen entmatchboxten Modelles habhaft zu werden.

Gerade letztens bot man ein angebliches Modell des neuartigen Williams FW 23, das 2001er Auto, an, und entblödete sich nicht, munter ein Krähen anzuheben, welches das herrliche Artefakt mit den Worten anpries: »Nur bei uns, exklusiv, der Williams FW 23, das Ralleauto, wo er mit schon Stücker zwo Siege eingefahren hat! Achten Sie nicht auf den Aufdruck an der billigen Pappschachtel, welcher FW 22 (das Vorjahresauto) lautet, sehen Sie sich lieber einmal die 2001er-Lackierung an, der natürlichste Beweis, es kann sich nur um den FW 23 handeln!«

Ich wusste, was kein Ferrasiisti weiß. Natürlich handelte es sich beim Modelle um ein Vorjahressolches und der teuflische Produzent hatte es heimlich umlackieren lassen. Anhand der im TV-Bild eingeblendeten »Stechuhr« erkannte man, dass diese exklusiven Geräte wie vom Teufel geritten (nicht Ecclestone) reißenden Absatz fanden.

Unlängst gewahrte ich das erschreckende Schicksal eines F 1-Nörds, da ich im KaDeWe lungerte. Gerade in der Betrachtung eines 2000er Ferrasis begriffen (ich), der die Nummer 1 trug, trottete ein feiner Herr nebst Gattin einher und es hob ein Summen und Sausen an und eine große Furcht. Der Herr unterdrückte seine bitteren Tränen und schalt mit der Welt: »Die Schweine! Die drücken mir 'nen 2000er ab und der hat nur die Nr. 3 und der hier hat die 1 und Schumi is' doch Weltmeister und ich geh' mich beschweren!«

Halt. Natürlich war der Einserferrasi nur eine Fiktion. Im Blitzgefährte hockte ein im Pilotieren begriffenes Plastikmännlein, unzweifelhaft der Irre aus Kerpen, aber wenn schon solch ein Wert auf Authentizität gelegt wird, weshalb sich aufregen? Da kein Männergold zur Beruhigung zur Hand war, musste die Gattin dem feinen Herrn nurmehr zustimmen und bestimmt hat er sie am Abend nicht gefickt, wie Eddie Jordan das mit Heinzelmännchen tut.

Der 2000er Ferrasi muss die Nr. 3 tragen, da er mit der Nr. 1 nie zum Einsatz kam. Aba Schumi is' ja Schämpjen und das jehört sich nich'. Ich finde Formel 1 aber auch irgendwie voll aufregend, weil man schaut Schicksale, die nicht im gesellschaftlichen Abseits angesiedelt sind.

P.S. Na denn Prost Mahlzeit, Herr Äitsch Äitsch Frentzen.