Kurz’ Schluss

ich-ag der woche

Sogar in radikalen Gruppen kann es mitunter zu Krisen kommen. Das geht gerne so: Zunächst macht sich eine gewisse Lähmung breit. Das gegenseitige Misstrauen wächst. Irgendwann kommt es zum großen Knall. Auch und gerade, weil man ihn lange vermeiden wollte. Wenn auch mit untauglichen Mitteln. Denn man hat die Widersprüche gedeckelt. Und sich umso tiefer in die Krise verstrickt. Bis gar nichts mehr geht. Dann liegt eine besondere Strategie der Krisenlösung nahe. Nach einem alten dialektischen Prinzip: »Eins teilt sich in zwei«. Das kennt man auch aus Beziehungskisten.

Aus der Nürnberger Gruppe um die Zeitschrift Krisis sind Robert Kurz, Roswitha Scholz und andere ausgestiegen. Die neue Redaktion teilt nun mit, dass man sich »um die Zukunft des Projekts Krisis keine Sorgen« mache, während im Lager der Aussteiger von einem »Putsch von Leuten aus der zweiten Reihe« geraunt wird. Dort wiederum wird berichtet, Kurz habe seine Gegner als »Volkssturm« beschimpft, und überhaupt habe man etwas gegen seinen »Hang zu einer allzu schnellen Definition von Frontstellungen in Debatten«. Zu hören ist, dass Kurz, Scholz und Kollegen nun einen neuen Verein gegründet haben und eine eigene Zeitschrift herausgeben wollen.

»Der Sinn der Organisation ist ihr Scheitern«, schrieb die Subversive Aktion. Was aber ist dann der Sinn von zwei Organisationen?

sven glaser