Nachrichten

Mia san mia

Pop aus Deutschland. Die Brothers Keepers sind eine Vereinigung rappender Afrodeutscher (nur Jungs, die Mädchen haben ihren eigenen Zusammenschluss bilden müssen), die sich gegründet hat, um gegen den grassierenden Rassismus in Deutschland zu intervenieren. Diese Brothers Keepers planen nun, im Frühjahr eine Single gemeinsam mit Mia aus Berlin zu veröffentlichen. Das gaben sie in einem Leserbrief in der Intro bekannt. Gleichzeitig rufen sie die Intro-Redaktion auf, ab sofort weniger gegen Mia und deren öffentlich geäußerten Nationalstolz zu hetzen, da ja nun, wo Mia gemeinsame Sache mit den Brothers Keepers machen, klar sein müsse, dass die Berliner Trottelband absolut unverdächtig in Sachen übertriebener Deutschtümelei sein müsse.

Außerdem fordern die Brothers Keepers ganz prinzipiell, dass man gute Deutsche aus guten Gründen ruhig ein wenig stolz auf dieses Land sein lassen solle, da man diesen Job sonst den schlechten Deutschen aus schlechten Gründen ganz allein überlassen würde.

Na ja, die Brothers Keepers werden rein gar nichts daran ändern, dass sich Mia auf erzpeinliche Weise für schwarz-rot-goldene Geschichtsvergessenheit stark gemacht haben und dafür sogar von der NPD beglückwunscht wurden. Es liegt vielmehr auf der Hand, dass Mia wieder einmal erkannt haben, wie man zur rechten Zeit erneut einen kleinen Aufreger produzieren kann. Dass sich die Brothers Keepers dafür einspannen lassen, zeugt von ziemlicher Dummheit.

Neue Popbombe

n.A.T.o. Nach t.A.T.u. kommt jetzt n.A.T.o. Ivan Shapovalov, der Erfinder von t.A.T.u., zwei sich lesbisch gebender Girlies, die in Wahrheit gar nicht lesbisch sind, was für ziemliche Aufregung im Popbetrieb gesorgt hat, ist erneut seinem Ruf gerecht geworden, der Malcolm McLaren unserer Zeit zu sein. Kaum haben sich die Wogen um seine beiden Mädels geglättet, kommt es dieses Mal noch viel dicker. Denn hinter n.A.T.o. verbirgt sich nichts weniger als ein Mädchen, das sich wie die sogenannten »Schwarzen Witwen« Tschetscheniens ganz in schwarz kleidet und eine potenzielle Selbstmörderin mimt. Einen ersten Song hat Shapovalov für seinen Schützling auch bereits komponieren lassen. »Chor Javon« heißt die Nummer, und im Clip dazu sprengt sich das Mädchen dann auch tatsächlich mal eben in die Luft, einfach so, alles kann schließlich Pop sein. Selbstmordattentate in Musikclips scheinen ja überhaupt gerade das neue Ding zu sein. Prince lässt es in seinem neuesten Clip schließlich auch gehörig krachen, und auch bei ihm darf sich ein Mädchen selbst in die Luft jagen.

In Russland sind sie derweil naturgemäß nicht besonders glücklich über n.A.T.o., schließlich ist das Problem mit den radikalen Schwarzen Witwen dann doch ein wenig zu real. Erste bereits anberaumte Konzerte von n.A.T.o. wurden jedenfalls verboten. Doch zu Weihnachten soll dann die erste CD von n.A.T.o erscheinen, womit der Wirbel um die seltsame neue Popschöpfung erst so richtig losgehen dürfte. Auf Dauer wird man die Auftritte der ersten popkulturellen Schwarzen Witwe wohl eh kaum zu verhindern wissen.

Bleibt noch die Frage, was als nächstes kommt. Ein Chor verstümmelter Minenopfer aus Afghanistan? Ein waschechter Klon von Atta in »Ich bin ein Star – Holt mich hier raus«?

Neu und doch von gestern

Harald Schmidt. An Weihnachten kehrt Harald Schmidt zurück ins deutsche Fernsehen, diese Nachricht dürfte sich bereits herumgesprochen haben. Unklar war bislang jedoch, was eigentlich mit Manuel Andrack, Schmidts Souffleur, und Helmut Zerlett los ist. Nun wurde bekannt, dass sie wohl auch bei Schmidts Comeback in der ARD mit von der Partie sein werden.

Das überrascht ein wenig, dachte man doch, dass Schmidt neue Wege beschreiten würde. Außerdem waren sowohl Andrack als auch Zerlett Figuren, auf die man nach all den Jahren gerne verzichtet hätte, schließlich haben sie gegen Ende der »Harald-Schmidt-Show« nur noch genervt. Doch alles scheint nun bei Harald Schmidt bei der ARD doch ein wenig wie früher zu werden. Gesendet werden soll wieder aus Schmidts früherem Studio in Köln-Mülheim, und auch andere ehemalige Mitarbeiter könnten wieder dabei sein. Auch die ARD ist für Schmidt kein neues Pflaster. Beim öffentlich-rechtlichen Sender machte er einst die ebenfalls ziemlich geniale Show »Schmidteinander« mit Herbert Feuerstein.

Tschau, Dieter!

Dieter Gorny. Das Kapitel Dieter Gorny scheint nun endgültig abgeschlossen zu sein. Der Erfinder und ehemalige Miteigentümer von Viva verlässt das Schiff und wird in Zukunft kaum mehr Entscheidendes im Sinne der (deutschen) Popkultur zu Wege bringen können. Irgendeinen unwichtigen Job in der Medienbranche wird er in Zukunft bekleiden.

Viva wurde jüngst vom MTV-Eigentümer Viacom geschluckt, und so wurde das Ende der Viva-Ära eingeleitet. Was das Schlucken von Viva allerdings genau für die von Gorny groß gemachten Sender Viva und Viva Plus bedeutet, ist noch nicht hundertprozentig klar. Sicher ist allein, dass es für Gorny nichts Gutes bedeutet hat.

Kein Pardon für Pardon

Zeitschriftenmarkt. Für die erst unlängst wiedergekehrte Satirezeitschrift Pardon sieht es nicht gut aus. Das Magazin, das in den sechziger Jahren berühmt für seinen scharfen Witz war und 1982 das vorerst letzte Mal erschien, verkauft sich nach seinem Comeback im Sommer dieses Jahres einfach zu schlecht. Von 45 000 verkauften Exemplaren sank die Anzahl der an den Mann gebrachten Pardon-Heftchen in rasender Geschwindigkeit auf 12 000 Stück. Über kurz oder lang war’s das dann wohl erneut mit Pardon, die einfach nicht komisch genug ist. Besonders beunruhigt sind wir ob des drohenden Verlustes jedenfalls nicht.