Pride Weekend in Nordmazedonien

»Laut sein«

Seite 2 – »Es gab in Skopje und Mazedonien keine Drag-Szene.«
Interview Von

Kaja Mor, Sie sind in Chicago aufgewachsen und moderieren das erste Pride-Weekend in Skopje. Außerdem gehören Sie zu den Mitbegründerinnen des ersten nordmazedonischen Drag-Queen-Kollektivs »Haus of Fauché«. Wie ist es für Sie, jetzt in Nordmazedonien zu sein?
Kaja Mor: Viele Menschen denken, dass es für mich als Schwulen in Chicago einfacher war – dass es mir möglich war, geoutet zu sein ohne dadurch Probleme zu haben. Aber das ist leider weit von der Wahrheit entfernt. Ich habe mich erst vor drei Jahren geoutet. Was viele Menschen in Mazedonien nicht begreifen, ist, dass die mazedonische Diaspora in diesen Fragen oft viel konservativer ist, als man es im Land selbst ist. Viele tragen noch eine Mentalität mit sich herum, mit der sie das Land vor 40, 50 Jahren verlassen haben, während sich hier manche Dinge weiterentwickelt haben.
Ich lebe seit zwei Jahren in Mazedonien und kann sagen, dass es hier sehr viel liberaler ist als in der mazedonischen Diaspora-Community in Chicago. Für mich war es befreiend, nach Mazedonien zu kommen, weil es hier eine präsente queere Community und auch viele Verbündete gibt.

Ihr Drag-Queen-Kollektiv gibt es erst seit einem halben Jahr. Kann man sagen, dass Sie Drag aus Chicago nach Nordmazedonien exportiert haben?
Mor: Ich habe hier mit Drag angefangen, nicht in Chicago. Aber klar, wenn man Chicago als Ganzes mit Mazedo­nien vergleicht, dann sind die Ansichten über queere Menschen hier sehr viel konservativer.

Wie sieht es denn mit queerfreundlichen Orten in Skopje aus? Groß scheint die Auswahl nicht zu sein.
Socialista: Es gibt das Shortbus. Ein Laden, der zu allen freundlich ist, auch zu Queers. Ich würde es aber nicht eine queere Bar nennen.
Mor: Ja, es ist sicher auch keine gay bar im US-Sinne. Wenn mich queere ­Ausländer fragen, wo sie hingehen sollen, dann schicke ich sie dorthin. Viele queere Menschen gehen dahin. Aber auch da würde ich nicht empfehlen, öffentlich mit gleichgeschlecht­lichen Personen herumzumachen.

Wie kommen Sie zu dem Namen Linda Socialista?
Socialista: Es ist eine Anspielung auf das Model Linda Evangelista. Aber ich kann mit Sozialismus mehr anfangen als mit Evangelikalismus. Außerdem ist es ein Kontrast, weil der Name auf ein normschönes Model anspielt und ich offensichtlich nicht so aussehe.

Was passiert denn in Ihrem »Haus of Fauché«?
Mor: Wir haben uns zu viert zusammengetan, davor gab es in Skopje und Mazedonien keine Drag-Szene. Mit Hilfe der Community haben wir unsere erste Show im September gemacht und die Resonanz war enorm. Die Leute liebten uns, dann haben wir entschieden, das regelmäßig zu machen und das »Haus of Fauché« zu gründen. Wir hatten kurz darauf noch eine Show mit Drag Queens aus Kroatien, die zu uns meinten: »Wir haben drei Jahre für das gebraucht, was ihr in drei Monaten auf die Beine gestellt habt.«