Paul Simon hat sich an den Tatorten des Anschlags von Halle umgesehen

Geplanter Massenmord

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Auch Bundespolitiker reagierten auf den Anschlag. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sprach davon, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken, denn die Bedrohung durch den Rechtsterrorismus steige, auch die Bewaffnung nehme zu. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reiste nach Halle. Als er die jüdische Gemeinde besuchte, legte er auch Blumen vor dem »Kiez-Döner« ab. Die Mitarbeiter des Lokals ignorierte er. »Der Bundespräsident hätte ihnen ein oder zwei Sätze sagen können«, schrieb der Inhaber des ­Lokals, Izzet Cagac, später auf Facebook.

Auch der Hallenser Bürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) verurteilten Rechtsextremismus und Antisemitismus. Landesinnenminister Stahlknecht bezeichnete die AfD-Politiker als »geistige Brandstifter«. 

Manche bezweifeln, dass sich etwas ändern werde. »Viele Menschen ­wollten in den letzten Tagen ihre Anteilnahme ausdrücken, manche sagten auch, man müsse jetzt entschlossener gegen die AfD vorgehen«, erzählt ­Valentin ­Hacken vom Bündnis »Halle gegen rechts«. »Aber ich bin nicht so optimistisch, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus dauerhaft verändern wird.«

Viele in Halle äußern sich schockiert. Doch einigen missfällt die politische Debatte um den Angriff. »Der Typ war irre. Geisteskrank. Ich finde es schwierig, dass das jetzt so gegen die AfD instrumentalisiert wird. Undemokratisch finde ich das«, sagt der Jungle World ein junger Hallenser, der unweit der Tatorte wohnt. Zahlreiche Betroffenheitsbekundungen richten sich un­politisch gegen Hass im Allgemeinen.

»Viele Leute standen am Schabbat mit Kerzen vor der Synagoge«, berichtet Hacken. Aber noch mehr hätten vor dem Anschlag noch nicht einmal gewusst, dass es überhaupt eine jüdische Gemeinde in ­Halle gibt. »Auch die ­Politik«, sagt er, »stellt sich jetzt vor den Kameras an die Seite von Menschen, die sie sonst wenig interessiert haben.«