»Sei nicht traurig, die Neunziger sind bald vorbei«
Ein Spaziergang durch einen Supermarkt besaß für Michel Majerus viel größeren ästhetischen Reiz als der Gang durch die Natur, sagt ein Freund des Künstlers im Dokumentarfilm »Next Step«, in dem die Filmemacherin Anne Schiltz Leben und Werk des früh verstorbenen Malers vorstellt. Durch Gespräche mit Kollegen und Freunden sowie Originalaufnahmen des Künstlers gibt der rund einstündige Film Einblick in Majerus’ Arbeiten und lässt dabei auch immer wieder dessen besondere Persönlichkeit des Künstlers durchschimmern. Er war wie besessen von oder eher versessen auf Kunst. Die Massenkultur war sein unerschöpflicher Fundus, überall entdeckte er Logos, Schriftzüge oder Marken, die ihn inspirierten.
Michel Majerus wurde 1967 in der Arbeiterstadt Esch-sur-Alzette im Süden Luxemburgs geboren, doch war es ihm in dem beschaulichen Großherzogtum immer etwas zu eng. In Berlin fand er 1992 ein Zuhause. Am 6. November 2002 starb er bei einem Flugzeugabsturz auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg mit nur 35 Jahren.
Der Film zeigt ihn vertieft in sein Skizzenbuch auf Parkbänken in Berlin. Seine Ideen und Überlegungen zur Kunstgeschichte hielt er in A5-Notizheften fest. Den Notaten wie den Werken kann man entnehmen, dass sich Majerus von Beginn an auf andere Künstler bezogen hat. War sein Frühwerk noch durch die spontane Geste gekennzeichnet, so tastete er sich an die Ränder des Mediums Malerei vor und befragte ihre Beziehung zum Archiv. Erstmals mit der gestischen Malerei konfrontiert wurde Majerus in Stuttgart, wo er von 1986 bis 1992 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste unter anderem in der Malereiklasse von K. R. H. Sonderborg und Joseph Kosuth studierte.
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