Reiche unter sich
Der Bau in der kleinen Talsenke auf der Insel Roatán ist auf 14 Stockwerke angewachsen und könnte in ein paar Monaten bezugsfertig sein, dabei sind auf der bei Touristen beliebten honduranischen Karibikinsel eigentlich maximal acht Stockwerke erlaubt. Gleich gegenüber der Baustelle liegt Crawfish Rock, ein kleines Dorf mit rund 600 Einwohnern.
Dort erregt es Missfallen, dass die lokalen Verantwortlichen nicht auf den Bau reagieren. »Es wird nicht observiert und dokumentiert, wie es eigentlich angesichts des anstehenden Prozesses sein sollte«, kritisiert Venessa Cárdenas Woods. Die Afrohonduranerin meint damit den Prozess, den die hier tätige Anlegergruppe zum Schutz ihrer Investition auf Roatán angestrengt hat. Woods wohnt nur einen Steinwurf vom mit bunten Holzhäusern eingefassten Dorfplatz von Crawfish Rock entfernt. Sie ist erst 2020 durch eine Freundin, die wie Woods im Gemeinderat des Fischerdorfes aktiv ist, auf die Zede Próspera und deren Pläne aufmerksam geworden.
»Próspera« heißt übersetzt »Wohlstand«, und »Zede« ist kurz für Zona de empleo y desarrollo económico (Zone für Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung); so nennt die Regierung von Honduras solche autonomen Selbstverwaltungsgebiete in Unternehmerhand. »Angie James schickte mir per Whatsapp die ersten Infos. Heute wissen wir alle in Crawfish Rock, dass die Pläne zum Ausbau der Zede Próspera unsere Grundstücke beinhalten. Dagegen wehren wir uns«, sagt Woods. Sie hält hin und wieder an der Baustelle an, die zum Gebiet der Zede Próspera gehört, um zu inspizieren, wie schnell es dort vorangeht.
Die Sonderwirtschaftszone wächst, obwohl das honduranische Parlament im April 2022 die zugrundeliegenden Gesetze annulliert hat.
Noch kein Abonnement?
Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::