Aquarell im Aquarium

Der analoge Mann

Aus Kreuzberg und der Welt: Im Aquarium

Um zu zeichnen, gehen Julia und ich seit Oktober regelmäßig in den Berliner Zoo, jetzt im Winter vor allem ins Aquarium. Am Freitagnachmittag ist es relativ ruhig, viele Leute müssen noch arbeiten. Am Sonntag hingegen ist es laut, da kommen die Familien und es wimmelt von Kindern.

Während wir mit dem Skizzenbuch vor der Scheibe kleben und versuchen, im Halbdunkel die vorbeihuschenden Fische festzuhalten, zieht eine Kleinfamilie nach der anderen an uns vorbei. Ich höre viel Spanisch, Englisch und Russisch. Sind es Touristen? Ich weiß es nicht.

Jede Kleinfamilie bildet ihre eigene, hermetisch abgeschlossene Einheit. Immer spricht Papa-Erklärbär zu laut, als spräche er zu einer viel größeren Gruppe. »Haha! Papa, Papa, guck mal, der hier!« »Dit is’ ’ne Prachtschmerle«, liest Papa von der Tafel ab.

Die Vielfalt der verschiedenen Fische und ihrer Charaktere ist beeindruckend, die flinken Biester zu zeichnen, allerdings auch erschöpfend.

Kleine Kinderhände greifen neugierig nach meinem Anspitzer, den ich auf dem Sims vor dem Glas abgestellt habe. Ich nehme den Anspitzer und stecke ihn in meine Hosentasche.

Zum Glück lassen Julia und ich uns genauso wenig von den Familien stören wie die sich von uns. Wir haben eine Mission. Julia hat die Parole »fröhliche Fische« ausgegeben. Wir sollen Fische gleich mit ihrem individuellen Ausdruck zeichnen, ob nun agil, frech, fies oder phlegmatisch.

Die Vielfalt der verschiedenen Fische und ihrer Charaktere ist beeindruckend, die flinken Biester zu zeichnen, allerdings auch erschöpfend. Nach zwei Stunden kann ich nicht mehr.

Freitagnachmittags im Aquarium

Am Freitagnachmittag ist es relativ ruhig im Aquarium

Bild:
Andreas Michalke