Im Rückwärtsgang

Noch vor wenigen Wochen zeigten sich demokratische Abgeordnete im Repräsentantenhaus der USA reihenweise als Kritiker ihres Präsidenten William Clinton. Nun sind es die Republikaner, die sich auf die Seite der gegnerischen Partei schlagen. Der Republikaner Peter King behauptete, er kenne mindestens 20 Abgeordnete, die nicht für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Clinton votieren würden. Den Parteifreunden des republikanischen Sonderermittlers Kenneth Starr ist aber nicht ganz plötzlich die Absurdität ihres Vorhabens bewußt geworden, einen Präsidenten des Amtes entheben zu wollen, der offensichtlich nichts anderes getan hat, als sich außerehelichem Sex hinzugeben und dies anschließend zu vertuschen. Die Republikaner wissen seit den Wahlen zum Repräsentantenhaus vom 3. November, als sie deutliche Verluste einfuhren, daß auch die Wählerschaft ein solch plattes Spiel durchschaut. Spätestens am vergangenen Freitag, als Starr in seiner mit Spannung erwarteten Vernehmung vor dem Rechtsausschuß des US-Kongresses keine neuen Erkenntnisse vorlegen konnte, begann der geregelte Rückzug der moralischen Offensivkräfte. Starrs Berater für ethische Fragen, Sam Dash, legte sein Amt nieder und das dürfte nur der Anfang einer Isolierung Kenneth Starrs sein. Und eine Amtsenthebung Clintons wird immer unwahrscheinlicher.