DFB gegen Ausstellung des Baff

Blonde am Ball

Was haben der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB) Gerhard Mayer-Vorfelder und das Bündnis aktiver Fußballfans (Baff) gemeinsam? Spontan möchte man antworten: »Gar nichts.« Schließlich sind beide seit Anfang Januar fast täglich als hartnäckige Kontrahenten in den Medien aufgetaucht.

Mayer-Vorfelder fühlt sich in der von Baff organisierten Wanderausstellung »Tatort Stadion« verunglimpft. Seine dort zitierten Aussagen könnten auch aus rechten Kreisen stammen: »Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und stattdessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks, spielen?« Oder: »Die Chaoten in Berlin, in der Hamburger Hafenstraße und in Wackersdorf springen schlimmer rum als die SA damals.«

Der DFB zog seine Zusage von 5 000 Euro für die Ausstellung zurück. Außerdem empfahl der Verband seinen Vereinen, die Ausstellungsmacher nicht mehr zu unterstützen. Gezeigt werden die monierten Zitate jedoch weiterhin.

Bei allem Streit haben die Widersacher DFB und Baff jetzt doch etwas gemeinsam. Sie können sich vor Anfragen nicht retten. »Die Ausstellung ist für dieses Jahr fast ausgebucht, und wir haben weitere Angebote und Pläne«, sagt Baff-Sprecher Gerd Dembowski.

Bei den Mitarbeitern des DFB liegen hingegen wegen des Presserummels um die Aussagen des Präsidenten die Nerven blank. Mayer-Vorfelder holte nach tagelangem Schweigen zum verbalen Befreiungsschlag aus: »Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Rassist bin. Die Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen und zum Teil auch nicht authentisch.« Den Zusammenhang kennt indes niemand.

Michael Herz von der DFB-Pressestelle räumt zwar ein, dass »die ein oder andere Aussage unglücklich« sei, aber schließlich sei das Ganze schon »20, 25 Jahre her«. Den fraglichen Kontext kann er freilich nicht erklären und verweist auf den Pressechef Gerhard Meier-Röhn. Der hat allerdings Wichtigeres zu tun: »Ich bin beim Uefa-Kongress in Porto. Fragen Sie den Präsidenten doch selbst.«

Mayer-Vorfelders Büro in Stuttgart teilt wiederum mit, dass der Vorsitzende sich nicht mehr zu dieser Sache äußere.

Gerd Dembowski glaubt, den Grund für die Verschleierungstaktik der Verbandsspitze zu kennen: »Ich halte Mayer-Vorfelders Reaktion für schwach. Entweder er steht zu dem, was er gesagt hat, oder er distanziert sich davon und versichert, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Aber vor allem gibt es keinen Zusammenhang, der diese Zitate retten kann.«

Durch die Ausstellung ist auch die Vergangenheit des DFB-Präsidenten wieder interessant geworden; etwa sein Engagement für die gleichnamige Stiftung seines Mentors Hans Filbinger, der 1978 als ehemaliger Nazi-Richter von seinem Amt als baden-württembergischer Ministerpräsident zurücktreten musste, oder seine mit der Plakette des Bundes der Vertriebenen ausgezeichneten »Verdienste um den deutschen Osten und das Selbstbestimmungsrecht«.

Einen »ideologischen Grabenkrieg gegen den DFB«, wie ihn der als Unterstützer der Ausstellung zurückgetretene Sportwissenschaftler Gunter A. Pilz den Ausstellungsmachern der Baff vorwarf, möchte Dembowski allerdings nicht führen: »Die Baff-Position ist, dass der DFB durchaus glaubwürdige Ansätze zur antirassistischen Arbeit geschaffen hat. Unsere Kritik an Mayer-Vorfelder ist getrennt davon.«