Populäre Sportevents werden von israelfeindlichen Demonstranten gestört

Sport ohne Israelis

Eine unvollständige Chronik von antiisraelischen und judenfeindlichen Vorfällen im ersten Sport-Quartal 2024.

Antiisraelische Demonstrationen finden seit dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober fast täglich irgendwo auf der Welt statt. Dazu kommen mehr oder weniger verbrämte antisemitische Äußerungen sowie Angriffe auf Juden oder für Juden gehaltene Menschen, Drohungen und ­diverse Versuche, Juden von der Teilnahme an Veranstaltungen, Vor­lesungen oder Diskussionen auszuschließen.

Auch bei den internationalen Events des Sportjahres 2024 sollen, wenn es nach dem Willen der Hamas-Unterstützer geht, Israelis und Juden nicht mehr mitmachen dürfen. Im ersten Quartal wurde bereits deutlich, was für die drei weiteren zu erwarten sein dürfte – und zwar überall.

»Wir sind das einzige professionelle Sportteam, das Israel im Namen trägt, und das werden wir weiter tun und damit unser Land stolz vertreten.« Stellung­nahme des Radsportteams Israel – Premier Tech nach Protesten von BDS-Anhängern in Australien

In der ersten Januarwoche hatten israelfeindliche Demonstranten versucht, die australischen Radmeisterschaften zu stören. Rund ein Dutzend von ihnen mit den üblichen Fahnen und Pappschild-Slogans ausgerüstete Menschen wollten sich kurz vor dem Startschuss unter Rufen wie »Free Palestine« auf die Straße setzen, wurden von der Polizei jedoch daran gehindert.

Ihr Protest richtete sich gegen den an den Meisterschaften teilnehmenden australischen Radprofi Simon Clarke, der beim Team Israel – Premier Tech (IPT) unter Vertrag steht. 2014 hatten der US-amerikanische Investor Ron Baron und der israelische Radprofi Ran Margaliot den Vorläufer von IPT gegründet, die Israel Cycling Academy (ICA), die jungen Talenten die Möglichkeit bieten sollte, an internationalen Radsport-Events teilzunehmen. 2018 nahm die ICA am Klassiker Mailand – San Remo teil.

»Israel Start-up Nation«

Außerdem sorgte sie im selben Jahr dafür, dass das berühmte Straßenradrennen Giro d’Italia erstmals in seiner 101jährigen Geschichte außerhalb Europas, nämlich in Jerusalem gestartet wurde; auch die folgenden beiden Etappen des renommierten Rennens führten durch Israel. Am Ende des Giro schaffte es Guy Sagiv als erster Israeli, eine komplette Grand Tour, also eines der bedeutenden Radrennen, bis ins Ziel zu fahren.

Im folgenden Jahr begann die ICA drei Radsport-Programme für Kinder und Jugendliche und gründete in der im Norden Israels gelegenen Stadt Shefa-Amr, die mehrheitlich von arabischen Israelis bewohnt wird, ein weiteres Nachwuchsteam. Ebenfalls 2019 übernahm die ICA das ehemals russisch-schweizerische Team Ka­tusha Alpecin, das nach dem Rückzug wichtiger Sponsoren vor dem Aus stand. Der ICA ging es dabei vorrangig um die UCI-Lizenzen von Ka­tusha, der Weltradsportverband erkannte im Dezember 2019 den damit verbundenen Status »World Tour« der Israel Cycling Academy an.

2020 wurde der Teamname in Israel Start-up Nation geändert, um Werbung für die boomende IT-Branche des Lands zu machen. Seit zwei Jahre später das kanadische Unternehmen Premier Tech als Sponsor einstieg, heißt das Team Israel – Premier Tech (IPT). Sonderlich erfolgreich verliefen dessen Rennsaisons ­jedoch nicht. 2022 stieg IPT aus der World Tour ab, allerdings entschied der Weltradsportverband, IPT 2023 als Ausgleich für gravierende Nach­teile während der Covid-19-Pandemie Wildcards für den Giro und die Tour de France zu gewähren.

Nach Meinung nicht nur austra­lischer BDS-Gruppierungen und Hamas-Unterstützer sollte es israelischen Sportlern generell verboten werden, außerhalb ihres Lands an Wettbewerben teilzunehmen.

Für dieses Jahr steht schon fest, dass IPT an allen Frühjahrsklassikern wie Paris – Roubaix, dem Amstel Gold Race und Lüttich – Bastogne – Lüttich teilnehmen wird und außerdem als eines der beiden besten Pro-Teams 2023 ebenso wie das belgische Team Lotto Dstny bei der Tour de France starten kann. Einen ersten großen Erfolg gab es 2024 bereits: Am 25. Februar wurde der der britische IPT-Fahrer Joseph Blackmore Gesamtsieger der zehntägigen Tour du Rwanda.

Nach Meinung nicht nur austra­lischer BDS-Gruppierungen und Hamas-Unterstützer sollte es israelischen Sportlern generell verboten werden, außerhalb ihres Lands an Wettbewerben teilzunehmen. Dass die meisten IPT-Fahrer weder Israelis noch Juden sind, störte die Protes­tierenden dabei nicht. Sie konnten schlichtweg nicht ertragen, dass ein Radsportteam das Wort Israel im ­Namen trägt.

Sie hofften wohl, Simon Clarke einzuschüchtern. Der Radprofi äußerte sich nach dem Rennen nicht, ein Teamsprecher von IPT sagte aber: »Wir sind das einzige professionelle Sportteam, das Israel im Namen trägt, und das werden wir weiter tun und damit unser Land stolz vertreten.« Man habe Schritte unternommen, um in der seit Kriegsbeginn angespannten Lage Mitarbeiter und Fahrer zu schützen.

Die Spielerinnen der irischen Nationalmannschaft verweigerten den traditionellen Handschlag sowie den Wimpeltausch vor dem Spiel und wollten auch nicht mit den Israelinnen während der Nationalhymnen auf dem Platz stehen.

Am 25. Januar veröffentliche der irische Basketballverband BI eine Stellungnahme zu den Aufforderungen diverser israelfeindlicher Aktivisten, das anstehende Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft der Frauen im Basketball, der Eurobasket Women 2025, gegen Israel wegen des Kriegs im Gaza-Streifen abzusagen. Man werde am 8. Februar im nach Riga verlegten Auswärtsspiel antreten, weil andernfalls Sanktionen durch den europäischen Basketballverband Fiba drohten, heißt es in der Veröffentlichung. Weiter teilte BI mit: »Wir sind alle sehr besorgt über die Entwicklungen in Gaza und haben extrem großes Mitgefühl für die furchtbare Situation, mit der die Menschen dort zurechtkommen müssen.«

Zum vorangegangenen Hamas-Terror hatte sich der Verband nicht geäußert. Umso wütender reagierte er etwas später, als die israelische Basketballerin Dor Saar in einem Interview vor dem Spiel sagte, »sie«, die Iren, seien »ziemlich antisemitisch«. Die Spielerinnen der irischen Nationalmannschaft verweigerten daraufhin den traditionellen Handschlag sowie den Wimpeltausch vor dem Spiel und wollten auch nicht mit den Israelinnen während der Nationalhymnen auf dem Platz stehen. Die BI unterstützte die Entscheidung seiner Spielerinnen und nannte Saars Vorwurf »hetzerisch«. Das israelische Team gewann das Spiel mit 87 zu 37.

Im Februar riefen zwölf Nahost-Fußballverbände auf Initiative des jordanischen Prinzen und Präsidenten des Westasiatischen Fußballverbands, Ali bin al-Hussein, in einem an alle Fifa-Mitgliedsverbände verschickten Brief (erfolglos) zum Sportboykott gegen Israel auf.

Antiisraelische Sportproteste funktionieren ganz ohne Israelis

Ebenso wie Antisemitismus keine Juden braucht, um zu existieren, funktionieren mittlerweile auch antiisraelische Sportproteste ganz ohne Israelis. So versuchten am 1. März mehrere Hundert Demonstranten, die in der Glasgower Emirates Arena stattfindenden World Indoor Athletics zu stören – bei dem Leichtathle­tik-Event trat kein einziger israelischer Athlet an. Die Protestierenden forderten gleichwohl den »Ausschluss aller israelischen Teams von inter­nationalen Wettbewerben« und riefen die üblichen Slogans. Zwei Aktivisten der schottische Umweltschützergruppe »This is rigged«, die mit der für ihre antiisraelischen Positionen bekannten Organisation Extinction Rebellion verbandelt ist, gelang es, im Stadion zwischen zwei 3.000-Meter-Rennen auf die Bahn zu laufen und dabei palästinensische Flaggen zu schwenken.

Bevor im Rahmen der Playoffs der Fußball-Europameisterschaft am 21. März Island gegen Israel spielte, betonte der Chefcoach des isländischen Teams, Åge Hareide, dass er persönlich eigentlich nicht gegen ­Israel antreten wolle. Als Begründung nannte er »das, was sie Frauen, Kindern und anderen unschuldigen Zivilisten angetan haben. Das sollte nicht geschehen, und wir sollten dieses Spiel nicht spielen.« Für ihn sei es »sehr schwierig«, auch weil er nicht aufhören könne, »die Bilder, die wir jeden Tag sehen, aus dem Kopf zu bekommen«. Mit diesen Bildern meinte Hareide natürlich keineswegs die Videos und Fotos ermordeter, verletzter, verhöhnter Israelis, die nach dem Hamas-Terror von den Tätern triumphierend verbreitet wurden. Die eigentlich favorisierten Israelis verloren das Spiel mit 1:4 und verpassten damit die Chance, erstmals an einer Fußball-Europameisterschaft teilzunehmen.

In Halle kam es während des EM-Qualifikationsspiels der U21 gegen Israel zu antisemitischen Beleidigungen durch Fans der deutschen Mannschaft.

Am 23. März versuchten israelfeindliche Demonstranten, die Skage­rak-Arena im norwegischen Skien zu stürmen, wo zu diesem Zeitpunkt ein U19-EM-Qualifikationsspiel zwischen Norwegen und Israel stattfand. Zu dem Match waren aus Sicherheitsgründen keine Zuschauer zugelassen. Die Polizei musste Tränengas einsetzen, um die Feuerwerkskörper abschießenden und Steine werfenden Demonstranten am Eindringen ins Stadion zu hindern. Dabei wurden zwei Mitarbeiter des Fernsehsenders TV2 angegriffen, darunter ein Fotograf, der die Ausschreitungen zu dokumentieren versuchte. Norwegen gewann das Spiel 2:0.

Am selben Tag kam es in Halle während des EM-Qualifikationsspiels der U21 gegen Israel zu antisemitischen Beleidigungen durch Fans der deutschen Mannschaft. Zudem ­bestanden DFB-Funktionäre darauf, dass ein im israelsolidarischen Block angebrachtes Banner mit der Aufschrift »Bring them home« entfernt werden musste.