Zschäpe will nur knutschen

Die ARD zeigt einen Spielfilm-Dreiteiler zum NSU. Das ist erstmal nicht verkehrt, denn so wird das Thema zur besten Sendezeit ins Bewusstsein geholt. Was sie beim ersten Teil »Die Täter« daraus gemacht hat, ist allerdings sehr schwach.
Der Film setzt im Jahr 1989 an. Beate Zschäpe ist ein freches Mädchen und hat keine Lust auf Schule. Stattdessen verbringt sie ihre Zeit damit, Schnaps zu stehlen, mit Punks rumzuhängen und Monopoly zu spielen. Als eine ihrer linken Bekannten Monopoly als »kapitalistisch« kritisiert und ankündigt, dies beim nächsten Plenum zu thematisieren, hat die junge Beate keine Lust mehr auf die Linken. Außerdem ist da ja noch der nette Uwe Mundlos, mit dem sie im Jugendclub eine Karte Deutschlands in den Grenzen von 1937 gemalt hat. Beate geht also zu den Nazis. Bei denen darf man Monopoly spielen und der andere Uwe hat sogar eine Knarre, mit der Beate lustvoll rumballert.
Warum Zschäpe vom Punk zum Nazi wird, wieso sich das Trio radikalisiert hat – das alles bleibt nebulös. Buzzwords wie die »Turner Diaries« werden zwar genannt und auch der Spitzel Tino Brandt taucht als Organisator der neonazistischen Szene auf. Eine Charakterentwicklung des NSU-Trios ist aber nicht zu sehen. Zschäpe will nur knutschen und kann sich nicht zwischen den Uwes entscheiden. Böhnhardt ist gewaltgeil und Mundlos ein »politischer Soldat«, der den »Tag X« vorbereitet. Nur eine starke Szene hat der Film zu bieten. Das Trio sieht sich im Fernsehen die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen an, dazu spricht der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) vom »Missbrauch« des Asylrechts, den es zu bekämpfen gelte. Mundlos schreit, das seien doch genau ihre Forderungen.
»Die Täter« ist ein Liebesfilm im Nazimilieu. Ob er Menschen wirklich dazu anregt, sich mit Rechtsextremismus auseinanderzusetzen, ist fraglich. Zeitlicher Abstand zum Prozess in München und den Untersuchungsausschüssen hätte bestimmt nicht geschadet. Aber die ARD-Produktion wird wohl nicht der letzte NSU-Film bleiben.
Auf Eins Festival werden am 9. April ab 20.15 Uhr alle drei Teile wiederholt, auch in der ARD-Mediathek sind sie abrufbar.