Jungle+ Artikel 11.08.2022
Rechtsextreme Gruppen machen gegen Lesungen von Drag Queens mobil

Ausweitung der Kampfzone

In den vergangenen Monaten kam es in den USA zu zahlreichen Protesten gegen und Übergriffen auf Lesungen von Drag Queens. Die Gewalttätigkeit ist Ergebnis einer breit angelegten politischen Kampagne, die auch von Rechtsextremisten in anderen Ländern aufgegriffen wird.

Es war kurz vor halb zwei am Nachmittag des 11. Juni, als im Polizeirevier von San Lorenzo, einer Kleinstadt südlich des kalifornischen Oakland, die ersten Anrufe eingingen. In der örtlichen Bücherei fand an diesem Tag im Rahmen des Pride-Monats eine Lesung für Kinder statt, eine sogenannte Drag Queen Story Hour. Sie wurde jedoch harsch unterbrochen, als ein halbes Dutzend Männer auftauchte und begann, die Drag Queen Panda Dulce zu beleidigen.

Die meisten der Männer trugen ­T-Shirts, die darauf schließen lassen, dass sie den Proud Boys angehören, ­einer vor allem in den USA aktiven ex­trem rechten Gruppierung. Ihr Verhalten wurde von Augenzeugen gegenüber dem Lokalfernsehen als »extrem aggressiv« beschrieben: Sie riefen schwulen- und transfeindliche Schimpfworte und bezeichneten Panda Dulce als »pädophil«. Die Kinder versetzten sie dabei in Angst und Schrecken.

»Wir haben im Laufe der Jahre schon einiges an Anfeindungen erlebt, aber nie so schlimm wie dort«, sagt Per Sia, eine Kollegin von Panda Dulce, die wie diese in San Francisco lebt, im Gespräch mit der Jungle World. Die bay area gilt gemeinhin als besonders liberal. Von San Lorenzo bis nach The Castro, dem schwulen Ausgehviertel San Franciscos, ist es über die Bay Bridge mit dem Auto gerade einmal eine halbe Stunde. »Ich war entsetzt, und ich habe mir natürlich große Sorgen gemacht, denn ich hatte jede Menge Lesungen im Kalender stehen für die kommenden Wochen«, erzählt Sia. »Aber ich habe mich nicht einschüchtern lassen und die Sache durchgezogen.« Am Tag vor dem Vorfall in San Lorenzo habe sie noch in einer Bücherei in West Oakland vorgelesen. Auch dort hatte es den Veranstaltern zufolge zuvor Drohungen gegeben, aber am Ende blieb alles ruhig.

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