Walter Hoeijmakers über Heavy Metal, Krise und Corona

»Die meisten der Bands haben ein gewisses Feuer in sich«

Der künstlerische Leiter des Roadburn-Festivals spricht mit der Jungle World über Underground-Musik, Booking sowie den Zusammenhang von Pandemie, Krieg und der Härte der Musik. Das Festival für Doom- und Extreme Metal findet seit 1995 im niederländischen Tilburg statt, dieses Jahr vom 19. bis 23 April.
Interview

Wie werden die Bands für das diesjährige Line-up des Roadburn-Festivals ausgewählt?
Beim Roadburn versuchen wir, Heaviness neu zu definieren, und wollen dabei auf eine Entdeckungsreise gehen. Einerseits würdigen wir Bands, die seit langem für neue Wege der Heaviness stehen und über die Jahre hinweg Wellen geschlagen haben. Andererseits suchen wir nach neuen, aufregenden Bands, die dasselbe tun, aber noch nicht die Gelegenheit hatten, vor einem größeren Publikum zu spielen. In diesem Sinne sind wir um ein ausgewogenes Line-up bemüht.

Gibt es hierfür klar definierte Kriterien?
Wir lassen uns dabei eher von unserem Bauchgefühl leiten. Die meisten der Bands auf dem Roadburn-Festival haben ein gewisses Feuer in sich. Sie sind sehr leidenschaftlich, was ihre Kunst, ihre Musik angeht, sie verspüren die Dringlichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Das ist sehr wichtig für die Auswahl der Bands. Wir haben ein Auge darauf, was im Underground passiert, und beobachten, ob es Stilrichtungen gibt, die gerade aufblühen, vorwärtstreiben und eine Eigendynamik entwickeln.

In Interviews verweisen Sie manchmal auf die dunklen Elemente in der Musik, die Ihnen wichtig sind. Was bedeutet das emotional und ästhetisch für Sie?
Ein großer Teil der Underground-Musik ist ziemlich düster, was den Klanghorizont und die damit verbundenen Gefühle anbelangt. Mit »dunkel« meine ich nicht die dunklen Künste im Sinne von Leuten, die den Teufel anbeten oder so. Ich spreche von Menschen, die diese Art von Musik machen, um mit all den Schwierigkeiten in ihrem persönlichen Leben oder in der Welt zurechtzukommen. Meistens ist die Musik ein Spiegelbild ihres Kampfs mit dem Alltag.

»Es lässt sich ein Wandel von den eher auf schweren Riffs und Gitarren basierenden Bands hin zu Bands beobachten, die mit Elektronik oder einer Mischung aus bestimmten Genres experimentieren.«

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