Sleaford Mods warten mit ihrem zwölften Studio-Album »UK Grim« auf

Wut statt Gejammer

Die Sleaford Mods werden immer älter – und immer besser. Kürzlich kam ihr neues Album heraus, demnächst gehen sie in Deutschland auf Tour.
Musikrezension Von

Wut ist in Deutschland seit dem Aufstieg der sogenannten Wutbürger mit Pegida und Co. in Verruf geraten. Dass Wut durchaus noch immer auch eine gute – das heißt, eine mit linker Kritik zumindest zusammenhängende – Emotion sein kann, das zeigen einmal mehr die Sleaford Mods mit ihrem nun schon zwölften Studio-Album »UK Grim«.

Hier sind, anders als bei Pegida, nicht wildgewordene deutsche Kleinbürger am Werk, die sich dem Faschismus zuwenden, sondern zwei Engländer aus dem Prekariat, die in den von Jason Williamson rausgekotzten Texten über den meist monotonen Beats von Andrew Fearn ihre Wut gegen Chefs, den Staat und das »Right Wing Beast« richten.

Zwei Typen Anfang 50, die als Musiker erst mit Anfang 40 ihren Durchbruch erlebten – das ist mehr als ungewöhnlich. »Unsere Zeitgenossen sind alle 25 Jahre jünger«, räumte Williamson im Guardian ein. »Da bekommt man eine Menge ageism ab.« Doch bei den Mods führt das nicht zu Gejammer, sondern zu Selbsterkenntnis: »Ich habe doch vor 20 Jahren dasselbe gemacht«, so Williamson.

Auf »UK Grim« sticht die Zusammenarbeit mit Florence Shaw von Dry Cleaning hervor.

Überhaupt sind die beiden über jedes Gejammer erhaben. Ihr neues Album zeigt vielmehr, dass sie mit dem Alter immer besser werden. Dabei hätte man bei ihrer Art Musik befürchten müssen, diese könne auf Dauer etwas eintönig werden – doch keine Spur, dank allerlei Gastmusikern wie Prodigy oder Leftfield und in jüngster Zeit auch immer wieder Frauen aus der britischen Post-Punk- und Indie-Szene wie Billy Nomates (mit der 2020 die Nummer-eins-Single »Mork n Mindy« entstand). Auf »UK Grim« sticht die Zusammenarbeit mit Florence Shaw von Dry Cleaning hervor.

Zudem zeigen Williamson und Fearn einmal mehr, dass sie im Kontrast zu ihren bewusst rudimentär-eintönigen Beats auch durchaus ein Talent für catchy Melodien haben. Im Oktober kommen die beiden alten Säcke auf Tour nach Deutschland – die beste Gelegenheit, sich von Williamson ein gepflegtes »You’re all fucked, lads« vor den Latz knallen zu lassen.


Albumcover

Sleaford Mods: UK Grim (Rough Trade Records)