Das Attentat auf den ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio

Ein Mord als Weckruf

Anschläge auf Politiker wie im Fall des ermordeten Präsidentschaftsbewerbers Villavicencio gab es in Ecuador schon häufiger: Drogenkartelle bestimmen das Geschehen, die Mordrate steigt. Die Regierung von Präsident Lasso hat dem nichts entgegenzusetzen und macht eklatante Fehler.

»Ecuador ist ein gescheiterter Staat«, sagte der indigene Präsidentschaftskandidat Yaku Pérez nach dem tödlichen Attentat auf seinen Konkurrenten Fernando Villavicencio. »Wir befinden uns ­in einer schweren wirtschaftlichen, sozialen und moralischen Krise«, so der 54jährige Pérez. Er ließ nach der Ermordung des Gewerkschafters und Journalisten Villavicencio Mitte voriger Woche seine Wahlkampagne ruhen und suchte den Kontakt zu den anderen Kandi­da­t:innen. Pérez, Anwalt aus der drittgrößten Stadt Ecuadors, Cuenca, und Umweltaktivist, wirbt für einen politischen Minimalkonsens gegen Korruption und Kartelle – in Übereinstimmung und im Andenken an Villavicencio, der energisch gegen die Korruption gekämpft hatte.

Mit drei Schüssen in den Kopf wurde der 59jährige Villavicencio im Anschluss an eine öffentliche Wahlkampfveranstaltung in einer Schule im Norden Quitos am Mittwoch voriger Woche gegen 18.20 Uhr von einem siebenköpfigen Killerkommando förmlich exekutiert. ­Villavicencio war einer von acht Präsi­dent­schaftskandidat:innen, die bei den für den 20. August angesetzten Wahlen für das höchste Staatsamt antreten, zugleich findet auch eine Parlamentswahl statt. Villavicencio war derjenige, der sich besonders vehement gegen die omnipräsente Korruption und die je nach Quelle zwischen neun und 25 Kartelle ausgesprochen hatte, die in Ecuador agieren, staatliche Institutionen unterwandern und immer brutaler gegen ihnen unbequeme Politiker vorgehen. Der jüngste Mord datiert vom Montag. Das Opfer war Pedro Briones, Funktionär der Partei Revolución Ciudadana in der von Kartellen kontrollierten Region Esmeraldas. Damit steigt die Zahl der Attentate auf Politiker in diesem Jahr auf 18.

Villavicencio war der Kandidat der Bewegung Construye (Baue) und lag je nach Umfrage auf dem zweiten, vierten beziehungsweise fünften Platz in der Wählergunst.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::