Die Single »Žrtva Stihije / Strašan Film« von Iv/An

Kuriose Würdigung

Musikrezension Von

Die Veröffentlichungen des Musikers Ivan Antunović, der seit einigen Jahren unter dem Künstlernamen Iv/An auftritt, gehören dank ihrer unterkühlten Eleganz, den findigen Lyrics und ihrer sofort auf den Dancefloor lockenden Beats zum Aufregendsten, das derzeit aus Zagreb kommt. Nostalgiefrei an die Synthie-Klänge der Achtziger anschließend, stehen sie für dunklen Pop, der das Versprechen der Nacht auch bei Tag einlöst.

2022 erschien die EP »Razmišljajmo o nečem drugom«, auf der sich Iv/Ans bislang bestes Material fand. Seine neue Single auf dem Label Fettkakao setzt die melodischeren Momente jener Tracks fort, ohne den düsteren Touch aufzugeben. Damit wird eine als vierteilige Serie konzipierte Reihe abgeschlossen, deren Cover der Collagenkünstler Franz Falckenhaus beigesteuert hat.

Auch die beiden neuen Stücke reizen das Tanzbein auf ungewöhnliche Weise. »Žrtva Stihije«, das Lied auf der A-Seite, existierte seit geraumer Zeit in anderen Versionen, wurde für dieses Release aber nochmals in eine kompaktere Form gebracht. Beim gemeinten »Opfer der Umstände« (so die Übersetzung des Titels) handelt es sich um den jugoslawischen Dichter Ivan Goran Kovačević, der sich im Zweiten Weltkrieg dem Partisanenkampf angeschlossen hatte, 1943 den Tschetniks in die Hände gefallen und von diesen zu Tode gefoltert worden war. Iv/An macht aus einigen Zeilen aus Kovačevićs bekanntestem Poem »Jama«, welches die Barbarei angeklagt hatte, eine kuriose Würdigung des Verstorbenen. Der Gesang dazu kommt von Lana Jastrevski die unter dem Namen Popsimonova bekannt ist. Auf der B-Seite geht es mit »Strašan Film« weiter, einem Cover der Zagreber Band ­Markantonija, die dieses Lied 2013 als Demo ver­öffentlicht hat und deren Gitarrist Marko ­Golub hier selbst mitspielt.

Iv/An: Žrtva Stihije/Strašan Film (­Fettkakao)