Über »Wall Of Eyes« von The Smile

Eskapistisches Album

Musikrezension Von

Ob es noch einmal ein neues Album von Radiohead geben wird? Die beinahe mythische Verklärung der Band als ewig innovative Kunstmaschine scheint eine Bürde für ihren Sänger Thom Yorke zu sein, der mittlerweile solo sowie, zusammen mit Radiohead-­Gitarrist Jonny Greenwood und Ex-Sons-of-Kemet-Drummer Tom Skinner, als The Smile Musik macht.

In »Bending Hectics«, einer achtminütigen Großtat mit atemberaubender Eruption am Ende, imaginiert das lyrische Ich einen Autounfall in einer italienischen Berglandschaft, während Greenwood mit dissonanten Streicher-Teppichen Erinnerungen an seinen Score zum Film »There Will Be Blood« wach werden lässt.

Im Titeltrack des zweiten Albums von The Smile, »Wall of Eyes«, unlustwandelt Yorke, begleitet vom betont relaxten Gitarren-Strumming Greenwoods, durch den Song und durch das dazugehörige Musikvideo von Paul Thomas Anderson. Dass Yorke scheinbar das Gefühl für die Welt verloren hat, lässt ihn umso intensiver um sich selbst kreisen. In diesem Sinne ist »Wall of Eyes« ein eskapis­tisches Album. Das Universum ist zusammengeschrumpft auf den Bandkeller als letzten Rückzugsraum, in dem, zum Beispiel im Song »Under Our Pillows«, ausgiebig gejammt wird.

»Friend of a Friend« könnte auch »A Day in the Life of Thom ­Yorke« heißen und wirkt wie ein disparater Jazz-Wiedergänger des Beatles-Klassikers »A Day in the Life«. Ein eher lockerer Piano-Pop-Appeal balanciert auf dem nervösen Rhythmus von Tom Skinner und Yorke geht auf den Balkon, aber nicht um Luft zu schnappen: »From our window balconies we take a tumble as our friends step out to talk and wave and catch a piece of sun.«

In »Bending Hectics«, einer achtminütigen Großtat mit atemberaubender Eruption am Ende, imaginiert das lyrische Ich einen Autounfall in einer italienischen Berglandschaft, während Greenwood mit dissonanten Streicher-Teppichen Erinnerungen an seinen Score zum Film »There Will Be Blood« wach werden lässt. Der Versuch, das innere und äußere Chaos unter Kontrolle zu bringen, beinhaltet die Sehnsucht, einfach loszulassen: »I’m letting go of the wheel.« Aber dann: »I’ll force my­self to turn.«

The Smile: Wall of Eyes (XL Recordings)