Südkorea hat die niedrigste Geburtenrate weltweit

Kein Nachschub für den Arbeitsmarkt

In Südkorea hat die Geburtenrate ein historisches Tief erreicht, Tendenz weiter fallend. Das stellt die Wirtschaft künftig vor große Herausforderungen. Der Präsident gibt dem Feminismus die Schuld.

Seoul. Südkorea steht vor einem drängenden demographischen Problem: Die Geburtenrate im Land ist auf ein Rekordtief gesunken. 2023 betrug die Gesamtfertilitätsrate laut dem koreanischen Amt für Statistik nur 0,72, womit sie die niedrigste Rate unter allen OECD-Ländern und kaum mehr als halb so hoch ist wie in Deutschland, wo sie den Daten des Statistischen Bundesamts zufolge im Jahre 2022 1,46 beträgt. Entsprechend wurde bei der Zahl der Neugeborenen ein Rückgang um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet: Bei einer Bevölkerung von knapp 52 Millionen wurden lediglich 230.000 Babys geboren.

Warum entscheiden sich die Menschen in Südkorea dagegen, Kinder zu bekommen? In einer repräsentativen Umfrage des koreanischen Statistikamts im Jahr 2021 unter 1.510 kinderlosen Personen über 15 Jahren gaben knapp 40 Prozent der Befragten als primären Grund dafür, keine Kinder haben zu wollen, die hohen Kosten von Erziehung und Ausbildung an; bei den 15- bis 18jährigen war es sogar die Hälfte.

Knapp 40 Prozent der Befragten gaben als wichtigsten Grund für ihre Kinderlosigkeit die hohen Kosten von Erziehung und Ausbildung an.

Hinzu kommen hohe Ausgaben für Wohnraum, besonders in der Hauptstadt Seoul. Wer dort aufwächst, wird meistens auch während der Studienzeit bei den Eltern wohnen bleiben, denn die Mietkosten für eine Wohnung oder selbst für nur selten angebotene WG-Zimmer sind kaum tragbar. Diese kosten in der Regel zwischen 630 und 1.000 Euro im Monat. Doch in Seoul gibt es die meisten und besten Arbeitsplätze, ein Dilemma, das man in Südkorea so beschreibt: »Es gibt kein Nest in Seoul, aber Beute gibt es nirgendwo sonst – wo sollen wir also unsere Vögelchen großziehen?«

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