Sinn für die Sünde
Manchmal reicht ein einziger Satz aus. Der kann dann in etwa so klingen: »A man called Berg, who changed his name to Greb, came to a seaside town intending to kill his father.« Oder, ein bisschen weniger schön, auf Deutsch: »Ein Mann namens Berg, der sich Greb nannte, kam in eine Küstenstadt, um seinen Vater zu ermorden.« Wer nach diesem ersten Satz nicht erkannt hat, dass es sich bei diesem Buch um ein gutes handelt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Geschrieben hat ihn Ann Quin in ihrem Debütroman »Berg« von 1964, dessen Hauptfigur der von der Lohnarbeit zerschundene Perückenverkäufer Berg ist und der in ein enges Labyrinth führt, wo skurrile Figuren in ödipalen Szenen aufeinandertreffen und die Grenzen von Innen- und Außenwelt keine große Rolle spielen. Oder anders gesagt: Das Buch ist ein großer Spaß.
Ann Quin war in den Sechzigern durchaus ein Name, danach aber über Jahrzehnte nahezu vergessen und wurde erst in den vergangenen Jahren wieder neu entdeckt. Noch 2007 fragte der Autor Lee Rourke im Guardian: »Who cares about Ann Quin?« Der März-Verlag hat nun die deutsche Übersetzung ihres dritten Buchs »Passagen« wiederaufgelegt.
»Passagen« war Quins dritter Roman – und vielleicht ihr schwierigster. Sie schrieb ihn 1969 und schien sich zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Gedanken mehr über Rezeption, Verständlichkeit, Leseerwartungen und andere Nebensächlichkeiten zu machen.
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