Putins ausgezehrte Armee
In der russischen Kleinstadt Schebekino lebten Anfang Juni noch 40.000 Menschen. Inzwischen sind es weniger als 3.000 Einwohner. Der Rest wurde von den Behörden evakuiert oder ist auf eigene Faust in die nahegelegene Stadt Belgorod geflohen. Die ukrainische Grenze liegt so nah, dass sie zu Fuß erreichbar ist, Charkiw ist in der Luftlinie 66 Kilometer entfernt.
Doch während Charkiw seit über einem Jahr fast täglich beschossen wird, blieb Schebekino von direkten Kampfhandlungen lange unberührt. Auch wenn hin und wieder ukrainische Geschosse einschlugen, wiegten sich die Menschen in Sicherheit. Das ist nun vorbei: Seit Ende Mai gingen bisweilen mehrere Hundert Geschosse pro Tag auf den Ort nieder. Schebekino ist Kriegsgebiet.
Vertreter unabhängiger Medien haben kaum eine Chance, in die Stadt vorzudringen. Eine Journalistin des Nachrichtenportals The Insider schaffte es, wurde festgenommen, stundenlang verhört, durfte dann aber die Polizeiwache wieder verlassen. Die Reporterin berichtete von aufgebrachten Staatsbediensteten – vermutlich in Zivil gekleidete Angehörige des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB –, die sich darüber beschwerten, dass der Kreml die Lage in der Region unterschätze und notwendige Unterstützung ausbleibe.
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