Kontrolle per KI
Von der »Zukunftsstadt« Hamburg spricht die dortige rot-grüne Regierungskoalition gerne. Die Polizei scheint das nun beim Wort zu nehmen und will zukünftig mit sogenannter Künstlicher Intelligenz (KI) gegen Straßenkriminalität vorgehen. Der Hansaplatz in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs gilt als Schwerpunkt der Drogenszene und der Prostitution und wird schon lange mit Kameras überwacht. Ab Mitte Juli sollen einige davon mit einer Software ausgestattet werden, die mit Hilfe von KI verdächtiges Verhalten entdecken und der Polizei melden soll. Das System dient dabei ausdrücklich nicht der Verfolgung begangener Straftaten, sondern dem Erkennen von Gefahrensituationen – Situationen also, in denen ein Schaden noch nicht eingetreten, sondern erst zu befürchten ist.
Die Software soll Alarm schlagen, wenn sie bestimmte Verhaltensweisen erkennt – der Polizei zufolge gehören dazu Schlagen oder Treten, eine aggressive oder defensive Körperhaltung und sogar »Liegen«. Die dabei genutzte KI soll im laufenden Betrieb angelernt werden, indem die Polizei ihr beibringt, welches Verhalten als verdächtig einzustufen ist. Es ist deshalb absehbar, dass sie vor allem bei den üblichen Betroffenen polizeilichen Handelns Alarm schlagen wird, wie Obdachlosen und Drogenkonsumenten.
Entwickelt hat die Software die Polizei Mannheim in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB). In Mannheim wird sie bereits seit 2018 im Rahmen eines Pilotprojekts getestet. Zwei Jahre nach Beginn gab es dort immer noch eine Fehlerquote von über zehn Prozent und das System konnte zum Beispiel nicht zuverlässig zwischen Schlägen und Umarmungen unterscheiden. Diese Probleme bestehen offenbar immer noch. Die Testphase, die eigentlich Ende des Jahres abgeschlossen sein sollte, wird deshalb verlängert.
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